Das Marble Pier: ein hölzernes Wunder
Holz gehört zu den ältesten Baumaterialien und erlebt in jüngster Zeit als nachhaltige Alternative zu Beton und Stahl eine Renaissance. Im Kopenhagener Stadtviertel Nordhavn veranschaulicht ein hoch aufragender Neubau perfekt, warum das so ist.
Auf seinen acht Etagen verfügt das Gebäude über 28.000 m² Fläche. Damit ist das „Marble Pier“ eines der größten Holzgebäude, die in Dänemark je gebaut wurden, und beherbergt einige der nachhaltigsten Büroräume, die mit bisheriger Technologie möglich sind.
Durch die Verwendung von Holz wurde der CO2-Fußabdruck des Marble Pier im Vergleich zu einem herkömmlichen Betonbau um 50 % reduziert, was 9.500 Tonnen weniger Gesamtemissionen bedeutet. Davon sind 3.000 Tonnen vermiedene Emissionen durch die Verwendung von Holz statt Beton, 6.500 Tonnen werden aus der Atmosphäre abgeschieden und für die Lebensdauer des Gebäudes im Holz gespeichert.
Ramboll und Henning Larsen Architects sowie das Bauunternehmen Hoffmann sind alleinige Projektanten des Marble Pier und für das multidisziplinäre Projekt vom Konzept bis zum Bau verantwortlich, darunter für eine vollständige Lebenszyklusanalyse im Auftrag des Bauherrn, AP Pension, eines der größten Pensionsfonds Dänemarks.
„Bei AP Pension tun wir alles in unserer Macht stehende, um die Bauindustrie zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Deshalb verwenden wir beim Marble Pier hauptsächlich Holz für die tragenden Bauteile“, erklärte Peter Olsson, CEO von AP Ejendomme, der Immobilientochter von AP Pension, im März 2022 gegenüber Estate Media.
„Es ist das erste Mal, dass wir in einem Projekt dieser Größe mit Holz arbeiten, aber wir wollen bei der grünen Wende vorangehen, und das erfordert die Verwendung von Materialien, die den CO2-Fußabdruck verringern können“, fügt er hinzu.
Bauen mit Holz bringt auch Vorteile für Wohlbefinden und Gesundheit. Erstens sind die Nutzer:innen des Gebäudes weniger Toxinen ausgesetzt als in einem vergleichbaren Gebäude aus herkömmlichen Materialien. Außerdem können Holzkonstruktionen die Feuchtigkeit besser regulieren, was zu einem verbesserten Raumklima führt.
Am Marble Pier bieten mehrere Dachgärten Gästen und Nutzer:innen die Möglichkeit, eine Pause in einer grünen, natürlichen Umgebung zu genießen. Die Gärten erfüllen gleichzeitig noch eine zweite Funktion als Oasen für Biodiversität, mit Bienenstöcken und Schmetterlings„hotels“ entlang der Gemüsegärten, die frisches Gemüse für das Restaurant und das Café des Gebäudes liefern.
Die Natur in Bauprojekte zu integrieren, verbessert nicht nur deren Aussehen und Wirkung, sondern hat auch sehr konkrete Vorteile für die Unternehmen, die dort ansässig sind.
Laut einer Studie der University of Oregon waren 10 % der Fehlzeiten von Mitarbeiter:innen auf schlecht gestaltete Gebäude zurückzuführen, die den Arbeitskräften keinen Kontakt mit der Natur boten. Schon eine Aussicht auf Bäume reduzierte den Erkenntnissen der Autoren zufolge den Krankenstand von im Durchschnitt 68 Stunden pro Jahr auf 57 Stunden im Jahr. Da 90 % der Betriebskosten von Bürogebäuden im Zusammenhang mit dem Personal stehen, kann eine direkte Integration der Natur in das Büroumfeld dazu beitragen, Stress und krankheitsbedingte Fehlzeiten zu reduzieren, was deutliche Vorteile für das Geschäftsergebnis von Unternehmen bringt.
Das Marble Pier wird voraussichtlich die höchsten Nachhaltigkeitszertifizierungen für Gebäude erhalten, namentlich DGNB Platin sowie das WELL-Zertifikat.
Der Bau des Marble Pier, das Teil eines Entwicklungsprojekts in einem Hafenareal der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ist, begann 2021 und wird voraussichtlich 2024 abgeschlossen.