Vikki Patton
28. Mai 2020
Weltumwelttag - 5. Juni: Warum feiern wir die Natur?
Dieses Jahr steht der Weltumwelttag ganz im Zeichen der Artenvielfalt: Es ist Zeit für die Natur. Welchen besseren Zeitpunkt könnte es zum Feiern der biologischen Vielfalt geben als die Zeit der Pandemie, in der so viele von uns von ihren stresslindernden Vorteilen profitiert haben.
Spaziergänge in Parks und an Flussläufen oder die Schönheit unserer Gärten und Grünflächen genießen - die Natur hat uns geholfen, mit dieser Situation fertig zu werden. Zugleich wagten sich immer mehr Wildtiere in unsere Städte, in denen es wegen der Lockdowns ruhiger war. Wir hörten von Bergziegen auf walisischen Straßen, Pumas in Chiles Hauptstadt und Vögeln, die in den Kanälen von Venedig fischten, weil die Flussbewohner dank des klareren Wassers besser zu sehen waren. Diese Zeit hat uns dazu gebracht, die Natur in den Mittelpunkt zu stellen. Die Diskussionen über einen notwendigen nachhaltigen Aufschwungs nach COVID, der unsere Umwelt nicht weiter ausbeutet, sondern verbessert, haben zugenommen.
Biodiversität ist die Vielfalt der Arten, Lebensräume und Ökosysteme auf unserem Planeten. Wir sind untrennbar mit ihm verbunden, und die von ihm erbrachten Leistungen sind für unser Überleben entscheidend. Um nur einige zu nennen: Die Natur sorgt für saubere, atembare Luft, bestäubt unsere Pflanzen, inspiriert unsere Medizin, liefert unseren Treibstoff und reguliert Krankheitsprozesse, wenn sie im Gleichgewicht bleibt. Unsere Gesundheit und unser geistiges Wohlbefinden verbessern sich, wenn wir Zeit in der Natur verbringen. Immer mehr Studien zeigen, dass sich in der Natur unser Blutdruck reguliert, unsere Stimmung verbessert und unser Immunsystem stärker wird. Kein Wunder also, dass Ärzt:innen ihren Patient:innen immer häufiger Aufenthalte in der Natur verschreiben, die so genannte Ökotherapie. Die Natur erbringt diese wertvollen Leistungen seit Äonen, aber jetzt steht sie auf der Kippe.
Die biologische Vielfalt unseres Planeten nimmt in rasantem Tempo ab. Parallel zu unserer Klimakrise befinden wir uns in einer Biodiversitätskrise. Wir stehen am Beginn des sechsten Massenaussterbens: Studien haben ergeben, dass die weltweiten Populationen von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Reptilien und Amphibien in gerade einmal 40 Jahren um fast 60 % zurückgegangen sind. Wir haben uns unzählige Ziele gesetzt sowie Strategien und Maßnahmen in Ländern auf der ganzen Welt ergriffen, einschließlich der übergreifenden Aichi-Biodiversitätsziele und der Ziele für nachhaltige Entwicklung, aber trotzdem gehen die extremen Verluste weiter. Das Weltwirtschaftsforum stufte den Verlust der biologischen Vielfalt in diesem Jahr als eines der fünf größten globalen Wirtschaftsrisiken ein, was seine Auswirkungen auf die Menschheit im kommenden Jahrzehnt betrifft. Da in diesem Jahr neue globale Biodiversitätsziele für 2030 festgelegt werden, stellt sich die Frage: Was können wir anders machen, um auf Kurs zu kommen und die Ziele zu erreichen, die unser eigenes Überleben sichern werden?
So bedrückend die Situation auch sein mag, es gibt auch Grund zum Optimismus. Es gibt Lösungen. Es gibt weltweit eine Fülle von Fachleuten, die sich mit den verschiedenen Aspekten der Wiederherstellung unserer Natur befassen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen liefern uns Fallstudien aus aller Welt, von denen wir lernen können.
Ein angestrebter Nettogewinn der biologischen Vielfalt ist eine dieser Lösungen, die derzeit in über 100 Ländern praktiziert wird. Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem die Veränderung der biologischen Vielfalt bewertet wird, um zu gewährleisten, dass die Natur im Verlauf der Weiterentwicklung in einen besseren Zustand versetzt wird als zuvor. Da die weltweite Entwicklung weiter zunehmen wird, sind damit verbundene Verluste an biologischer Vielfalt unvermeidlich. Es sei denn, wir machen einen Nettogewinn zu einer gesetzlichen Voraussetzung für die Entwicklung und für jede Art von Landnutzungsänderung, vor allem in der Forst- und Landwirtschaft. Es hat sich gezeigt, dass diese Bemühungen positive Auswirkungen auf die Natur haben. Ihre Anwendung ist aus wirtschaftlicher Sicht so sinnvoll, dass sich die Projektentwickler:innen und Bauunternehmen freiwillig dazu verpflichten.
Die Anstrengungen zur Verbesserung der biologischen Vielfalt wirken sich fast automatisch auch positive auf den Klimaschutz aus und verringern Katastrophenrisiken, z. B. eine erhöhte Kohlenstoffspeicherung durch entsprechende Bepflanzung oder die vergrößerte Kapazität von Wassereinzugsgebieten um Überschwemmungen zu vermeiden. Ähnlich können auf lokaler Ebene städtische Wärmeinseleffekte verringert oder die Gesundheit und das Wohlbefinden verbessert werden, in dem begrünte Wände und Straßenbäume sowie grüne Infrastrukturen und Naturparks geplant werden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die biologische Vielfalt von Naturräumen auf der ganzen Welt zu verbessern und gleichzeitig von dem zusätzlichen Nutzen naturbasierter Lösungen zu profitieren.
Der Verlust der biologischen Vielfalt ist ein kritisches Thema, denn sie ist nichts anderes als unsere Lebensader. Es ist entscheidend für unser eigenes Wohlergehen, unseren Fokus weltweit darauf auszurichten die biologische Vielfalt in unser gesamtes Handeln zu integrieren. Lösungen gibt es und wir kennen sie. Daher ist es an der Zeit, sie jetzt gemeinsam umzusetzen. Es ist Zeit für die Natur.
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Vikki Patton
Senior Managing Consultant
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