Anders Dyrelund, Lars Ostenfeld Riemann

17. Januar 2023

Fernkälte macht Carlsberg City grüner

Ein zentrales Kühlsystem ist einfach zu installieren, günstiger und effizienter als einzelne Kühlaggregate - in Kopenhagen ebenso wie in wärmeren Klimazonen.

Carlsberg byen, Bohrs tårn
Vor ein paar Jahren hatte Carlsberg hier noch Bier gebraut - mit Slogans wie: „Tuborg macht das Leben ein bisschen grüner“.
Heute verfügt Carlsberg City über eine Kühlanlage, die den Energieverbrauch in diesem neuen Kopenhagener Stadtviertel wesentlich umweltfreundlicher macht. Unter der alten Brauerei befinden sich zwei riesige Speichertanks mit jeweils 2 Millionen Litern Wasserspeicherkapazität für energieeffiziente und wirtschaftlich sinnvolle Fernkälte für 300.000 m2 Büroflächen.
„Das ist eine große Investition, aber zweifellos richtig, denn sie zahlt sich aus. Ein Fernkältesystem in diesem nachhaltigen Stadtviertel ermöglicht es uns, die kostengünstigste und umweltfreundlichste Lösung für Hausverwaltungen anzubieten, da sie keine eigenen dezentralen Kühlsysteme installieren müssen", sagt Jens Nyhus, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Carlsberg Byen.
Die Fernkühlung ersetzt individuelle Klimaanlagen, so wie die Fernwärme die individuelle Heizung in vielen Teilen Kopenhagens und anderer Großstädte ersetzt hat.
Ramboll hilft auch an anderen dänischen Orten bei der Einrichtung von Fernkälte - zum Beispiel im Kopenhagener Markt, einer 67.000 m2 großen und 10 Meter hohen Halle, dem größten nordeuropäischen Großmarkt für Obst, Gemüse und Blumen. Ähnliche Projekte laufen in den USA, Australien und Russland.
Die Kühlung erfolgt in der Nacht
In Carlsberg wird das Wasser in den Tanks durch einen Prozess gekühlt, bei dem kühle Luft von außen angesaugt wird, oder durch Kompressionskühlung - oder eine Kombination beider Systeme. Die Kühlung erfolgt in der Regel nachts, weil die Luft dann meist kälter ist und mehr erneuerbarer Kompressorstrom zu niedrigeren Preisen zur Verfügung steht. Die Tatsache, dass so viele Verbraucher:innen an die Speicher angeschlossen sind, führt auch zu Skaleneffekten, die die Kosten pro Einheit senken und der Kühlprozess nicht nur günstiger, sondern auch umwelt- und klimafreundlicher ist.
Mit der nächsten Phase des Projekts wird eine Wärmepumpe das Kühlsystem sogar in die Lage versetzen, überschüssige Wärme für das Fernwärmesystem zu erzeugen. Wenn Dänemark das volle Potenzial der Fernkälte ausschöpft, kann das Land laut einer Strategie-Studie von Ramboll seine Heiz- und Kühlkosten um fast 1,5 Milliarden Euro senken.
Zu den weiteren Vorteilen gehören weitaus weniger technische Komplikationen und wirtschaftliche Risiken, kein Umgang mit Chemikalien vor Ort, bessere Raumnutzung und weniger Lärm.
Und wie Lars Riemann, Marktdirektor bei Ramboll Buildings, erklärt, erfordert Fernkälte kein aufwändiges Rohrleitungssystem, das von der Erzeugungsstelle bis zum Nutzungsbereich der Kälte reicht - wie dies bei Fernwärme üblich ist.
„Es braucht nur einen Speichertank. Der ist einfach zu installieren und kann selbst auf kleinem Raum eingesetzt werden, zum Beispiel in einem Wohnblock in Manhattan mit einem Tank, der nur drei Stockwerke hoch ist“, erklärt er.
Fernkälte kann aber auch in einem viel größeren Maßstab eingesetzt werden. Ramboll ist an einem der größten derartigen Projekt der Welt beteiligt, einem 500-MW-Fernkältesystem in Makkah, Saudi-Arabien.
Im Nahen Osten werden 70% der Stromerzeugung für die Klimatisierung verwendet, wobei Fernkälte 50% effizienter ist als individuelle Klimaanlagen. Fernkälte kann also auch in wüstenartigen Klimazonen das Leben viel grüner machen.
Fakten: Fernwärme und Speicherung in der EU
Die EU-Länder können jährlich mindestens 100 Milliarden Euro einsparen - und den CO2-Ausstoß drastisch senken -, wenn sie die Fernwärme und -kälte zu einem zentralen Element machen. Die EU-Energieeffizienzrichtlinie verpflichtet alle Mitgliedstaaten, eine umfassende Bewertung ihres nationalen Potenzials durchzuführen.
Die Bezirksenergie ist eng mit der Energiespeicherung verbunden, so dass die EU-Kommission in einem Arbeitspapier feststellt, dass „die Energiespeicherung eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung einer emissionsarmen Stromversorgung in der EU spielen wird“, da sie mehr Flexibilität bietet, die Effizienz verbessert und die Kosten senkt.
Batterien und Wärmespeicher sind die wichtigsten Speichermedien erneuerbarer Energien. Die Nutzung erneuerbarer Energien in den Verkehrssystemen erfordert Batterien, die zwar immer leistungsfähiger werden, aber noch nicht wirklich günstig geworden sind. Die Wärmespeicherung ist das günstigste Speichersystem. Es ist aber nur einsetzbar, wenn sie an ein Fernwärme- oder Fernkältenetz angeschlossen werden kann.
Quellen: Heat Roadmap Europe und andere.
Verfasst von Michael Rothenborg.

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