Meike Verhey, Patrick Moloney

8. Februar 2022

Die EU-Taxonomie als wirtschaftliche Notwendigkeit

Angesichts anstehender Verpflichtungen ist es höchste Zeit zu verstehen, warum es bei der Anpassung an die EU-Taxonomie um viel mehr geht als um die Einhaltung von Vorschriften. Lesen Sie mehr über die Einhaltung von Vorschriften und fünf weitere wichtige Punkte, von denen Sie bei der Taxonomie-Anpassung in mehrfacher Hinsicht profitieren können.

Mit dem Ablauf der verbindlichen Frist im Januar 2022 wurde ein wichtiger Eckpfeiler im Prozess der Anpassung an die EU-Taxonomie gesetzt. Die Verpflichtung zur Offenlegung der Umweltziele, Eindämmung des Klimawandels und Anpassung an den Klimawandel, wird nun Wirklichkeit. Auch die technischen Kriterien für die verbleibenden vier Ziele sollen in Kürze veröffentlicht werden.
Während viele davon ausgehen, dass die Einhaltung von Vorschriften einer der Hauptgründe für die Anpassung an die EU-Taxonomie ist, sehen wir eindeutig eine Reihe weiterer strategischer Gründe, warum es unerlässlich ist, Ihr Unternehmen anhand der EU-Taxonomie zu bewerten.
Unterstützung für den Erfolg Ihres Unternehmens
Einige Unternehmen sind nicht verpflichtet, ihre Ausrichtung offenzulegen, möchten dies aber aus diversen Gründen freiwillig tun. Andere dagegen müssen erst noch überzeugende Beispiele sehen, bevor sie sich die Mühe machen werden, den Grad ihrer Anpassung an die EU-Taxonomie zu bewerten. Dies wirft eine zentrale Frage auf: Was macht die Anpassung an die EU-Taxonomie zu einer wirtschaftlichen Notwendigkeit?
Auf Grundlage unserer Erfahrungen und des Dialogs mit Unternehmen, die zur Offenlegung der EU-Taxonomie verpflichtet sind, haben wir sechs wichtige Gründe identifiziert, warum die Anpassung an die EU-Taxonomie für den Erfolg eines Unternehmens unabdingbar ist.
1) Regelkonformität
Die Einhaltung der Vorschriften ist einer der einfachsten und anspruchsvollsten Gründe für die Anpassung an die EU-Taxonomie – sie ist gesetzlich vorgeschrieben. Unternehmen, die in den Anwendungsbereich der Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung (NFRD) oder der Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte (SFDR) fallen, müssen diese bereits erfüllen. Diejenigen, die nicht in diesen Anwendungsbereich fallen, werden wahrscheinlich ab 2024 im Rahmen der Überprüfung des NFRD verpflichtet sein, ihre Ausrichtung offenzulegen: Die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD).
Der nachstehende Zeitplan zeigt, wann die Berichterstattung über die Eignung für die Taxonomie und die Berichterstattung über die Anpassung für jede der drei von der EU-Taxonomie betroffenen Gruppen fällig wird. Einige Unternehmen werden möglicherweise unter mehr als eine Gruppe fallen, z. B. Kreditinstitute, die als Finanzunternehmen sowohl von der NFRD als auch von der SFDR betroffen sind, wenn sie Finanzprodukte anbieten.

Zeitplan für die Berichterstattung über die Anwendbarkeit und Anpassung an die Taxonomie.

Die Verschiebung der Zeitpläne, die nationale Umsetzung der EU-Richtlinien durch die Mitgliedsstaaten und die Unklarheit der Offenlegungsanforderungen führen dazu, dass Unternehmen nicht genau wissen, ob sie die EU-Taxonomie einhalten müssen oder nicht. Unter diesen Umständen empfehlen wir, lieber auf Nummer sicher zu gehen und bereits jetzt mit der Überprüfung der Anpassung der eigenen Aktivitäten zu beginnen.
So werden Sie in jedem Fall vorbereitet sein und über alle Prozesse, Systeme und Mitarbeiter:innen verfügen, wenn die Offenlegungspflichten gemäß der CSRD fällig werden.
2) Druck von (potenziellen) Finanzpartner:innen
Finanzinstitute müssen über ihre Taxonomie-Anpassung Bericht erstatten und benötigen dazu entsprechende Angaben der Unternehmen, in die sie investieren. Mit anderen Worten: Damit die Finanzinstitute ihre Taxonomie-Anpassung berechnen können, benötigen sie die Taxonomie-Anpassungszahlen ihrer Investitionsempfänger.
Mehrere unserer Kund:innen berichten, dass ihre Finanzpartner sie gebeten und unter Druck gesetzt haben, ihnen ihre Taxonomie-Konformität mitzuteilen, obwohl sie derzeit noch nicht dazu verpflichtet sind.
Darüber hinaus wird Ihnen die Offenlegung Ihrer Taxonomie-Ausrichtung den Zugang zu Finanzmitteln erleichtern. Die Taxonomie-Ausrichtung von Unternehmen ohne Finanzprodukte wird höchstwahrscheinlich die Investitionsentscheidungen von Finanzinstituten leiten, da diese selbst einen hohen Anpassungsgrad anstreben. Viele werden wahrscheinlich eher daran interessiert sein, in Projekte und Unternehmen mit einer hohen Taxonomie-Ausrichtung zu investieren.
Bei der Suche nach externer Finanzierung für ein Projekt oder ein Unternehmen wird die Offenlegung der Anpassung an die EU-Taxonomie daher wahrscheinlich leichter Investoren anziehen.
Aus den gleichen Gründen könnten interessierte Investor:innen von einem Unternehmen oder Projekt die Offenlegung der Taxonomie-Ausrichtung verlangen, bevor sie zu investieren bereit sind. Auf jeden Fall wird es Ihnen den Dialog mit potenziellen Finanzpartner:innen erleichtern, wenn Sie Ihre Taxonomie-Ausrichtung offenlegen.
3) Gesellschaftliche Akzeptanz
Je mehr die Taxonomie zum Standardvokabular für die Definition von Nachhaltigkeit wird, werden die Behörden, zuständigen Genehmigungsstellen und Interessengruppen erwarten, dass sie nicht nur die Ausrichtung, sondern starke Prozentsätze dieser vorweisen können. Genauso wie die unternehmerische Nachhaltigkeit zu einer Lizenzfrage für den Betrieb geworden ist, zeigt die Anpassung an die EU-Taxonomie einen proaktiven und positiven Ansatz für Nachhaltigkeitsbemühungen, die auf einer „gemeinsamen Sprache“ beruhen.
Sie zeugt von einem Engagement für eine langfristig orientierte und nachhaltige Wertschöpfung. Der Druck, der Durchsetzung der nationalen oder EU-Gesetzgebung vorauszueilen, wird zunehmen, da eine angemessene Taxonomie-Angleichung zur Grundlage für den Betrieb wird, und zwar sowohl real, z. B. bei Konzessionsverträgen, als auch intuitiv, z. B. in der öffentlichen Meinung.
4) Nachfrage von Einkäufer:innen und Lieferant:innen
Diese geschäftliche Notwendigkeit erinnert die Unternehmen daran, ihre Lieferkette und die Auswirkungen auf die Anforderung, sich an die Taxonomie anzupassen, zu berücksichtigen. Interessierte Einkäufer:innen werden ihren Lieferant:innen die Taxonomie-Anpassung wahrscheinlich „aufzwingen“, da ihr Einkauf von Waren oder Dienstleistungen wahrscheinlich Teil ihrer eigenen Anpassung wird.
Nicht nur die Ausrichtung selbst, sondern vor allem ein hoher Prozentsatz dieser Ausrichtung machen ein Unternehmen zum Anbieter oder Lieferanten der Wahl vieler Kund:innen – oder auch umgekehrt, wenn die Ausrichtung gering ist. Die Interessengruppen in der gesamten Wertschöpfungskette werden nicht nur die Offenlegung, sondern wahrscheinlich auch bestimmte Prozentsätze der Anpassung erwarten und verlangen. So oder so wird die Angleichung höchstwahrscheinlich zu einer festen Anforderung für die Berücksichtigung bei der Beschaffung.
5) Aufbau geschäftlicher Resilienz
Wenn Sie sich an der Taxonomie ausrichten, werden Sie bei der Gesetzgebung sowie bei der Vergabe von Genehmigungen, Lizenzen usw. einen Schritt voraus sein. Eine hohe, kontinuierliche Ausrichtung wird Ihnen in vielerlei Hinsicht eine starke Position sichern, z. B. in Bezug auf die Einhaltung von Vorschriften, Effizienz, Markenwert, Kund:innen usw.
Die Plattform für nachhaltige Finanzen erkennt an, dass es sehr wichtig ist, dass die EU-Taxonomie eng mit anderen EU-Richtlinien und -Verordnungen abgestimmt ist und auf diesen basiert. Dazu gehören nicht nur die schon geltenden Verordnungen und Richtlinien, sondern auch die, die noch in der Entwicklung sind.
Die EU-Taxonomie ist stark wissenschaftlich fundiert und steht im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen des Pariser Abkommens, was darauf hindeutet, dass sie auf die kommende EU-Gesetzgebung, insbesondere den Green Deal, vorbereitet.
Neben der EU-Gesetzgebung stützt sich die Taxonomie auch stark auf Best-Practice-Vorgaben, Methoden und Standards, sowohl allgemein als auch sektorspezifisch, und dies sowohl national als auch global. Da die EU-Taxonomie unter umfassender Beteiligung sektorspezifischer Interessengruppen entwickelt wurde, ermöglicht sie eine Angleichung an sektorspezifische Best Practices.
6) Effizienz und Innovation
Die Taxonomie fördert die Effizienz in vielen Bereichen wie Energie, Wasser und Materialien. Eine starke Ausrichtung wird nicht nur die Gesamteffizienz steigern, sondern auch, die besten Praktiken und die besten verfügbaren Techniken für die verschiedenen infrage kommenden Wirtschaftstätigkeiten hervorbringen. Die Verbesserung der Effizienz und Innovation führt oft zu quantifizierbaren finanziellen Einsparungen.
Die Anpassung kann außerdem Planungsanträge für Standortentwicklungen sowie Genehmigungsverfahren beschleunigen. Die Verkürzung des erforderlichen Zeitrahmens zum Finden eines geeigneten Standorts, zur Planung, zum Bau und zur Inbetriebnahme einer Anlage trägt direkt zu früheren Einnahmen bei und mindert die durch Verzögerungen entstehenden Kosten.
Die Zukunft – Die Taxonomie als Chance begreifen
Oben haben wir die wichtigsten Gründe dargelegt, warum die EU-Taxonomie nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung zur Berichterstattung über die Taxonomie darstellt, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist. Alle Unternehmen werden wahrscheinlich indirekt über die Wertschöpfungskette von der EU-Taxonomie betroffen sein, so dass eine aktive Arbeit mit der Taxonomie aus strategischer Sicht sehr sinnvoll ist.
Wenn man die Gründe versteht und die Bedeutung und Relevanz jedes einzelnen Grundes bewertet, kommt man zu dem, was wir die "Taxonomie-Chance" nennen. Ob Sie sie nun einhalten müssen oder nicht - die Taxonomie wird sich wahrscheinlich schon sehr bald auf die Wettbewerbsposition auch Ihres Unternehmens auswirken.

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  • Meike Verhey

    Senior Consultant, Strategic Sustainability Consulting Ramboll Management Consulting

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