Lars Tappert

4. Juni 2024

Warum biologische Vielfalt wichtig fürs Geschäft ist

Neue internationale Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt werden in Kürze in Kraft treten. Wie Sie ihr Unternehmen rechtzeitig dafür aufstellen, Geschäftsrisiken vorbeugen und dem Wettbewerb einen Schritt voraus bleiben.

Bridge over road
Brücke mit üppigem Grün, die über eine Autobahn führt

“Biodiversität betrifft uns alle. Und auch für Unternehmen wird dieses Thema immer wichtiger, vor allem für international agierende Organisationen mit globalen Lieferketten und Abhängigkeiten, die Auswirkungen auf die Natur haben.”

Lars Tappert
Sr Consultant Biodiversität und Ökosysteme, Ramboll Deutschland

Faktoren hinter dem Verlust der biologischen Vielfalt 

  • :
    • 50 % des globalen BIP bzw. 58 Billionen US-Dollar Wirtschaftsleistung sind in hohem und mittlerem Maße von der Natur und ihren Leistungen abhängig*
    • 50.000 bis 70.000 Pflanzenarten kommen in der Medizin zum Einsatz**
    • 100 Millionen Tonnen aquatischer Wildtiere werden jährlich gefischt**
  • :
    • Fast 25 % aller Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht
    • Natürliche Ökosysteme sind durchschnittlich um 47 % gegenüber dem Ausgangswert zurückgegangen***
  • :
    • Schätzungsweise60.000 Unternehmenweltweitunterliegen bislang der CSRD-Richtlinie der EU.
    • Weitere neue Vorschriften zum Erhalt der biologischen Vielfalt umfassen Green Claims, die EU-Entwaldungsverordnung und freiwillige Rahmenwerke wie TNFD und SBT for Nature.

Drei Schritte zur Verringerung der regulatorischen Risiken im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt

1. Antizipieren von neuen internationalen Vorschriften zum Schutz der Biodiversität
Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) bildet einen rechtlichen Rahmen für weltweite Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt. Im Jahr 2022 haben die Teilnehmer des Übereinkommens den sogenannten globalen Rahmen für die biologische Vielfalt (Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework, kurz GBF) verabschiedet, um umfassende, messbare, erreichbare und zeitlich gebundene Ziele für den Erhalt der biologischen Vielfalt festzulegen, darunter auch die Entwicklung nationaler Strategien und Aktionspläne zum Schutz der biologischen Vielfalt.
Die 23 Ziele des GBF, die sich auf vier übergeordnete Zielsetzungen verteilen, sollen dazu beitragen, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 umzukehren und die Ökosysteme bis 2050 wiederherzustellen.

Ziele des globalen Rahmens für die biologische Vielfalt (GBF):

  • :
    Erhaltung von 30 % der terrestrischen und aquatischen Ökosysteme der Welt und Wiederherstellung von mindestens 30 % der degradierten Ökosysteme der Welt bis 2030
  • :
    Eindämmung des Verlusts von Gebieten mit hoher biologischer Vielfalt
  • :
    Verringerung der übermäßigen Freisetzung von Nährstoffen, Pestiziden und gefährlichen Chemikalien um 50 %
  • :
    Verringerung oder Abschwächung der Auswirkungen invasiver Arten auf die biologische Vielfalt und die Leistungen der Ökosysteme
2. Überblick verschaffen über Maßnahmen und Berichterstattung zur biologischen Vielfalt
Ausgangspunkt bildet das Ziel 15 des Global Biodiversity Framework, das von großen transnationalen Unternehmen und Finanzinstituten fordert, regelmäßig ihre Risiken, Abhängigkeiten und Auswirkungen im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt zu überwachen, zu bewerten und transparent offenzulegen. Dazu gehört auch die Berichterstattung über Geschäftstätigkeiten, Lieferketten, Wertschöpfungsketten und Portfolios.
„Die biologische Vielfalt lässt sich nicht mit einer einzigen Kennzahl messen. Im Gegensatz zu CO2-Emissionen erfordert die Komplexität der biologischen Vielfalt ein umfassendes Fachwissen und eine Vielzahl von Messgrößen, um die Natur mit verschiedenen Maßstäben und im Hinblick auf unterschiedliche Herausforderungen zu quantifizieren. Von kompletten Ökosystemen mit großer Artenvielfalt bis hin zur städtischen Natur in unserem Alltag muss alles berücksichtigt werden“, sagt Vikki Patton, Nature-Positive Lead bei Ramboll in Großbritannien.
„Viele neue Vorschriften, die zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zum Umweltschutz, zur Vermeidung von Entwaldung, zu Green Claims und zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung in Kraft treten, entsprechen den Zielen des GBF. Die Vorschriften und Leitlinien in diesem Bereich entwickeln sich kontinuierlich weiter. Unternehmen können ihre Bemühungen zum Schutz der biologischen Vielfalt zunächst mit freiwilligen Rahmenwerken beginnen, die sich mit den Risiken in den Betrieben und Lieferketten auseinandersetzen“, erklärt Samantha Deacon, Global Biodiversity and Ecosystems Lead bei Ramboll. Für den Anfang empfiehlt sie folgende rahmengebende Richtlinie:
  • Die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD), die am GBF ausgerichtete Ansätze und ein Rahmenwerk für Risikomanagement und Berichterstattung mit Bezug zur Natur bietet.
  • Das Science Based Targets Network (SBTN), das die ersten wissenschaftlich fundierten Unternehmensziele für die Natur herausgegeben hat, um Unternehmen und Kommunen auf dem Weg in eine gerechte, naturfreundliche Netto-Null-Zukunft zu unterstützen. Die ersten Ziele des SBTN konzentrieren sich darauf, wie Unternehmen ihre Auswirkungen auf die Qualität und Quantität von Süßwasser verbessern und terrestrische Ökosysteme schützen und wiederherstellen können.
Diese freiwilligen Rahmenwerke werden in der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen zitiert, in der große Unternehmen mit europäischen Standorten aufgefordert werden, regelmäßig Berichte über ihre sozialen und ökologischen Risiken und Auswirkungen zu veröffentlichen. Solche Unternehmen sind ab 2025 bei ihrer Berichterstattung für das Geschäftsjahr 2024 an die neuen Regeln gebunden. Die CSRD-Berichterstattung wird je nach Unternehmensgröße und Jahresumsatz schrittweise verbindlich und verpflichtet die Unternehmen, ihre wesentlichen Risiken zu definieren und Berichte über eine Reihe von Kennzahlen, Zielen, Plänen und Richtlinien veröffentlichen.

CSRD-Berichtsfelder für biologische Vielfalt und Ökosysteme 

  • :
    Kennzahlen zu den Auswirkungen
  • :
    Ziele, die den Schutz und Förderung von Biodiversität betreffen
  • :
    Aktions- und Managementpläne
  • :
    Governance-, Ressourcen-, Finanzpläne und Pläne für die Übergangszeit
  • :
    Strategien, um Risiken und Chancen der biologischen Vielfalt zu begegnen
  • :
    Voraussichtliche finanzielle Auswirkungen
3. Vorbereitung auf Konsequenzen der Offenlegung von Daten zur biologischen Vielfalt vorbereiten
Selbst in Ländern ohne regulatorische Verpflichtungen stehen die Unternehmen unter Beobachtung Risiken im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt zu bewerten und offenzulegen.
Auch indirekt können Unternehmen unter Druck geraten, beispielsweise durch Wertpapiervorschriften, Rechtsstreitigkeiten, Wettbewerbseinflüsse und dynamische Marktbedingungen.
So müssen Unternehmen auch Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit, biologischer Vielfalt oder Greenwashing-Anschuldigungen im Rahmen von Verbraucherschutzgesetzen wie dem Federal Trade Commission Act in den USA oder dem französischen Sorgfaltspflichtgesetz berücksichtigen.
Sind Sie bereit, auf die Vorschriften zur biologischen Vielfalt zu reagieren?
Fast alle Unternehmen müssen sich früher oder später der Herausforderung stellen, Risiken und Chancen im Bereich der biologischen Vielfalt zu überwachen, zu bewerten und offenzulegen.
Ein proaktiver Ansatz für die Offenlegung von Informationen zur biologischen Vielfalt und entsprechende Maßnahmen können Geschäftsmöglichkeiten eröffnen und die Konkurrenzfähigkeit erhalten. Beginnen Sie, mit Experten für biologische Vielfalt zusammenzuarbeiten, um die spezifischen Risiken und potenziellen Pflichten Ihres Unternehmens in Erfahrung zu bringen und Prioritäten für Maßnahmen zur Risikominderung zu definieren. Nur indem Sie einen Einblick bekommen, welche Regularien bezüglich biologischer Vielfalt für ihr Unternehmen relevant sind, können Sie aktiv auf Geschäftsprozessen einwirken, die die Compliance in der gesamten Lieferkette sicherstellen.
*Schätzungen des Weltwirtschaftsforums
*** Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) 2019 der UN und Artikel hier

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  • Lars Tappert

    Managing Consultant

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