Vikki Patton
19. Februar 2023
Wie wir alle von grünen Entwicklungen profitieren
Der Bau von Immobilien und die dafür verwendeten Materialien tragen stark zum Verlust von Ökosystemen bei. Bei neuen Entwicklungen werden immer häufiger Grünflächen integriert, um die Biodiversität zu verbessern und wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile zu nutzen.
Weil wir in der Vergangenheit die Artenvielfalt bei der Planung nicht berücksichtigt haben, hat dies über Jahrzehnte zu einem immer verheerender werdenden Artenverlust und einem Verlust der Lebensräume geführt. Wird bebaubares Land zur Verbesserung der Biodiversität genutzt, stellt dies eine kommerzielle und logistische Herausforderung dar, denn freie Flächen sind begrenzt, und die Entwickler:innen möchten den Ertrag in ihre Investitionen maximieren.
Immer mehr Regierungen führen landesweite Gesetze ein, die verpflichtende Anforderungen für den Nettozuwachs an Biodiversität in der Planungspolitik vorschreiben. Entwickler:innen werden erkennen – und tun dies teilweise schon, dass nicht nur gewisse Anforderungen erfüllt werden müssen, sondern dass die Integration von hochwertigen Grünflächen auch wirtschaftliche, soziale und umweltschutztechnische Vorteile haben kann.
Biodiversität umfasst die Vielfalt von Arten, Lebensräumen und Ökosystemen auf unserem Planeten. In der Vergangenheit wurde Biodiversität oft ausschließlich als solche wertvoll angesehen. Man erkennt also nur ihren Wert an sich, ohne unmittelbaren Nutzen für den Menschen. Da der Mensch für den Rückgang der Biodiversität verantwortlich ist, wird der Schutz der Biodiversität als ethische Verpflichtung betrachtet.
Diese Ansicht ändert sich derzeit rasch, da der Verlust der Biodiversität vom World Economic Forum kürzlich als eine der fünf größten Bedrohungen für die Menschheit im kommenden Jahrzehnt gelistet wurde. Biodiversität bietet nämlich viele messbare Vorteile. Die von Pflanzen, Tieren und verschiedenen ökologischen Merkmalen in unserer Umgebung bereitgestellten Ökosystemdienstleistungen sind unbezahlbar. Dazu gehören beispielsweise der Kühlungseffekt von Bäumen in Gebieten, die sonst vom städtischen Hitzeinsel-Effekt betroffen wären, der verbesserte Hochwasserschutz durch Regengärten und Feuchtgebiete sowie die saubere, atembare Luft aus verschiedenen Lebensräumen.
Noch überzeugender als diese Vorteile ist wahrscheinlich die Tatsache, dass Menschen die Natur genießen. Selbstverständlich nutzen Menschen, die in diesen Räumen leben und mit ihnen interagieren, grüne Naturgebiete sowie Entwicklungen, die biophilen Designprinzipien folgen (inkl. Wasserlösungen, natürliche Materialien, Panoramen, Geräusche von Wildtieren, Laub, natürliches Licht usw.) zum Abbau von Stress.
Einige Menschen glauben aber, dass der Zugang zu Grünflächen über den Stressabbau hinausgeht. Das japanische Prinzip Shinrin-yoku (wörtlich übersetzt als „Waldbaden“) ist die Lehre der Entspannung, Beobachtung der Natur und Abkopplung von den Anforderungen des täglichen Lebens. Sie soll Gesundheit und Wohlbefinden fördern. Leider haben viele Menschen, die in städtischen Gebieten leben, keinen leichten Zugang zu Grünflächen wie Gemeinschaftsgärten, Parks und Flusspromenaden.
Normalerweise sind Biodiversität und biophile Gestaltung bei Entwicklungen generell teuer. Trotzdem deuten öffentliche Statistiken darauf hin, dass diese höheren Kosten vollständig oder teilweise ausgeglichen werden können. Eine Studie des britischen Amtes für nationale Statistik hat gezeigt, dass Häuser und Wohnungen innerhalb von 100 Metern zu öffentlichen Grünflächen einen höheren Marktwert haben (durchschnittlich 1,1 % im Vergleich zu Wohnraum, der mehr als 500 Meter von Grünflächen entfernt ist). Zusätzlich erhöht allein der Blick auf Grünflächen (wie öffentliche Parks oder Spielfelder) oder Wasser (Flüsse, Kanäle, Seen oder Meer) die Preise zudem noch um 1,8 %.
Der britische Land Registry’s House Price Index hat deutlich gemacht, dass der durchschnittliche Preis einer Immobilie in Großbritannien um 10,2 % auf 256.405 £ gestiegen ist. Erklärt wird dies so, dass sich die Wünsche der Käufer ändern. Sie möchten einen besseren Zugang zur Natur. Laut der RICS UK Residential Survey gehen 83 % der Befragten davon aus, dass die Nachfrage nach Häusern mit Gärten in den nächsten zwei Jahren steigen wird. 79 % erwarten eine höhere Nachfrage nach Immobilien in der Nähe von Grünflächen und 68 % nach mehr eigenem Außenbereich. Es scheint, dass Käufern von Häusern der Zugang zur Natur trotz der stark steigenden Preise wichtiger ist als eine zentrale Lage in stärker bebauten Gebieten.
Biodiversität als Ansporn für eine bessere Standortwahl stellt Entwickler:innen vor viele Herausforderungen. Besonders der Balanceakt zwischen verfügbarem Bauland, das für einen Ausgleich der Biodiversität genutzt werden kann, und einer ausreichend wertvollen und rentablen Entwicklung, ist schwierig. Um ein Gleichgewicht herstellen und das Netto-Gewinnziel erreichen zu können, ist es manchmal notwendig, dass Entwickler:innen außerhalb des Entwicklungsbereichs Kompensationsmaßnahmen zahlen. In Zukunft werden Nettogewinne bei der Biodiversität eine Anforderung darstellen, die zu einer besseren Standortauswahl führt. Dabei wird die Anforderung nach einem Nettogewinn bereits bei der Standortakquisition im Rahmen der Due Diligence berücksichtigt.
Letztendlich werden durch die Priorisierung der Biodiversität multifunktionale Grünflächen ein zentrales Element dieser neuen Entwicklung, die sowohl der Gesellschaft als auch der Umwelt dient.
Möchten Sie mehr über den Nettogewinn bei Biodiversität erfahren? Kontaktieren Sie Vikki Pattonl, Senior Management Consultant for Ecosystem Services bei Ramboll.