Allyship in Aktion
Auch in diesem Jahr feiern wir bei Ramboll wieder den Pride Month. Mit unserer Kollegin Jess Dimond, Ingenieurin und Mitglied im LGBTQ+ Allies Network von Ramboll, haben wir darüber gesprochen, was sinnvolles Allyship für sie bedeutet.
"Wenn wir Menschen zuhören, die ihre Erfahrungen und Geschichten mit uns teilen, dann können wir unheimlich viel daraus lernen.“
Gemeinsam mit Millionen Menschen auf der ganzen Welt feiert Ramboll in diesem Monat Pride. Der sogenannte Pride Month ist eine besondere Gelegenheit, zu evaluieren, wo wir heute stehen, die Arbeit von Unterstützenden und Allies in unseren Reihen zu würdigen und mehr darüber zu lernen, wie wir das ganze Jahr über gute Verbündete für unsere Freund:innen und Kolleg:innen aus der LGBTQ+ Community sein können.
Anlässlich des Pride Month haben wir mit unserer Kollegin Jess Dimond darüber gesprochen, wie Allyship wirklich aussieht, was die Leute oft falsch verstehen und wie wir das Thema am Arbeitsplatz voranbringen können. Im Interview ist sie „ziemlich direkt“, wie sie selbst sagt. Bühne frei für Jess.
Jess Dimond: Im Arbeitskontext umfasst Allyship alles, was dabei hilft, die emotionale, körperliche und geistige Gesundheit und Sicherheit sicherzustellen. Das bedeutet, sich aktiv für marginalisierte Personen einzusetzen sowie den Status quo und den Kreislauf der Ungleichheit zu durchbrechen.
Aus meiner Sicht umfasst das viele kleine Dinge in unserem täglichen Miteinander. Kollektives Allyship ist alles, was wir gemeinsam als Unternehmen tun, zum Beispiel die Verwendung bestimmter Begriffe oder Führungspraktiken, die Menschen ermutigen, inspirieren und fördern. Auf der individuellen Ebene beinhaltet Allyship all die kleinen Handlungen, die uns das Gefühl geben, einbezogen zu werden und willkommen zu sein.
Jess Dimond: Fangt damit an, aktiv zuzuhören. Nehmt euch wirklich Zeit, die Menschen in eurem Umfeld kennenzulernen, und versucht, ihre Perspektiven und Hintergründe zu verstehen. Das heißt, die eigenen Meinungen und Vorurteile im Gespräch zu hinterfragen. Zu versuchen, die Erfahrungen anderer durch deren Erzählungen und Geschichten zu verstehen.
Für mich findet Allyship vor allem zwischen Tür und Angel statt, wenn es nicht um die Arbeit geht, sondern wir uns einfach mit Kolleg:innen unterhalten und einander kennenlernen. Ich glaube, wir sind manchmal zu beschäftigt und unterschätzen die Bedeutung solcher Momente.
Jess Dimond: Ja, das habe ich. Und dieser Moment ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Ich nahm an einem externen Meeting teil und plötzlich kam das Gespräch vom Thema ab. Ich fühlte mich unwohl, aber ich war auch noch ziemlich jung und wusste nicht, wie man mit solchen Situationen umgehen kann. Ein erfahreneres Teammitglied erkannte mein Problem sofort und fand eine Möglichkeit, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Das ging so schnell und diskret, dass ich der Person sehr dankbar dafür war.
Statt mein Unwohlsein mit der Situation zu ignorieren, setzte sie sich dafür ein, dass ich mich sicher fühlte. Später erfuhr ich, dass mein Ally mit der Person aus dem Meeting das Gespräch gesucht und ihr erklärt hat, dass die Äußerungen unangemessen waren.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es eine bessere Art gibt, mit einer solchen Situation umzugehen. Mich hat auch beeindruckt, dass mein Ally in dem Moment keine Szene gemacht, sondern einfach das Thema gewechselt und sich hinterher die Zeit genommen hat, um mit der Person darüber zu sprechen. Und genau darum geht es bei Allyship, nämlich dass wir als Verbündete anderen beim Lernen unterstützen. Und dieses Lernen muss nicht immer öffentlich und konfrontativ stattfinden.
"Nach meiner Erfahrung sind das auch viele kleine Dinge in unserem Umgang miteinander.”
Jess Dimond: Das ist jetzt ziemlich direkt, aber um ein guter Ally zu sein, müssen sich die Leute ihrer eigenen Privilegien bewusst sein. Sie müssen verstehen, dass sie nicht Mittelpunkt des Problems sind und dass sie dafür nicht zur Rechnung gezogen werden. Aber dass sie Verantwortung für ihre Worte und Taten übernehmen müssen.
Natürlich ist Allyship kein perfekter Prozess. Es erfordert eine Menge Iterationen. Jeder Mensch ist fehlbar. Und es geht nicht darum, dass jemand im Recht oder im Unrecht ist, sondern dazuzulernen und unsere sehr unterschiedlichen Erfahrungen nachzuvollziehen. Wir müssen bereit sein, zu lernen, anpassungsfähig zu sein, uns bewusst einzubringen und aktiv zuzuhören. Bei Allyship geht es nicht um Schuldzuweisungen.
Jess Dimond: Habt keine Angst, Fragen zu stellen. Hört zu und setzt euch mit den Informationen auseinander. Ich denke, dass wir manchmal Dinge vermeiden, die wir nicht wirklich verstehen. Aber dadurch bleiben sie für uns so, wie sie sind. Habt keine Angst, euren Horizont zu erweitern!
Übrigens denke ich, dass wir bei Ramboll bereits gute Arbeit leisten, indem wir Menschen die Gelegenheit geben, ihre Geschichten zu teilen. Indem wir Plattformen bieten, auf denen die tiefgreifende Gespräche ermöglichen, statt nur Theorie wiederzugeben. Neben dem Wissen und den Informationen geht es aber letztendlich darum, was wir mit unseren Ressourcen machen und wie wir langfristig auftreten. Das ist wirklich der Kern des Ganzen.
Jess Dimond: Pride wird oft als eine große Party angesehen. Und es ist toll, Solidarität zu zeigen und zu feiern. Aber genauso wichtig ist es, die Geschichte dahinter zu erkennen und zu verstehen, woher das alles kommt. Denn LGBTQ+-Erfahrungen beschränken sich nicht nur auf den Pride Month.
Neben den Geschichten, die wir extern teilen, veranstaltet Ramboll auch ein internes Webinar zum Thema „Stories of Allyship“, in dem wir mehr persönliche Perspektiven rund um das Thema Allyship hören werden. Darüber hinaus haben wir sogenannte „Everyday Inclusion“-Übungen entwickelt, mit denen am Anfang oder Ende von Meetings Reflexion und Gespräche über Allyship und Integration am Arbeitsplatz angeregt werden können. Die neuesten Erweiterungen der Sammlung geben konkrete Beispiele dafür, wie Allyship in Aktion aussehen kann.
Eine Methode ist unser STOP-Modell, das vermitteln soll, wie wir in einer Situation als Allies eingreifen können, um beleidigende Sprache oder beleidigendes Verhalten zu verhindern und Ausgrenzung aktiv entgegenzuwirken. Das STOP-Modell umfasst eine Reihe effektiver Schritte, die direkt umgesetzt werden können: „Mund aufmachen“, „Anderen davon erzählen“, „Unterstützung anbieten“ und „Gespräch ablenken“.
Bei Fragen oder Anregungen zu diesem Artikel kontaktieren Sie Sofie Campbell unter scamp@ramboll.dk.
Über Pride
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Die Geschichte von Pride
Der LGBTQ+ Pride Month findet jedes Jahr im Juni statt. Die Ursprünge des Pride gehen auf die Stonewall-Unruhen im Jahr 1969 in New York zurück. Hintergrund war eine groß angelegte Polizeirazzia in einer Bar namens Stonewall Inn, gegen die Barbesucher:innen und Mitglieder der LGBTQ+ Community aus Protest und Trotz kollektiven Widerstand leisteten. Ein Jahr später, im Juni 1970, wurde im New Yorker Central Park eine Demo unter dem Motto „Gay Pride“ organisiert.
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Warum Pride?
Das Pride-Gefühl, das im Mittelpunkt der Demonstrationen von 1970 und der heutigen Feierlichkeiten steht, fördert den „Stolz“ als Gegenpol zur „Scham“, die viele Menschen in der LGBTQ+ Community als Teil einer Gemeinschaft erleben, die immer wieder Ziel von Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt ist.
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Der Pride Month
Die Pride-Demos haben sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und konzentrieren sich heute darauf, das Bewusstsein für LGBTQ+-Themen zu schärfen, Gleichberechtigung zu fördern und die Vielfalt und Beiträge der Community zu feiern. Ramboll setzt sich für Gleichberechtigung, Diversität und Integration (EDI) ein. Wir beteiligen uns am Pride Month, um unser Engagement für die Rechte und Freiheiten von LGBTQ+-Personen zum Ausdruck zu bringen.
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