11. April 2021

Gender & (Smarte) Mobilität: Studie bestätigt unterschiedliche Reisemuster bei Frauen und Männern

Frauen bewegen sich anders fort als Männer: Das bestätigt die vom VBB unterstützte Ramboll-Studie „Gender & (Smart) Mobility – Green Paper 2021“. In der Studie wurde das Mobilitätsverhalten beider Geschlechter in sieben Hauptstädten der Welt untersucht. Die Erkenntnisse der Untersuchung könnte die Art, wie nachhaltige Mobilität geplant wird, verändern.

Männer dominieren den Transportsektor. In Europa sind weniger als ein Drittel der im Verkehrssektor beschäftigten Personen Frauen. „Das hat zur Folge, dass Verkehrssysteme und Mobilitätslösungen sich am `Durchschnittsmann´ orientieren“, weiß Marianne Weinreich, Ramboll-Verkehrsexpertin und Vorsitzende der Dänischen Fahrradbotschaft. Sie ergänzt: „Es liegt auf der Hand, dass sich Mobilitätslösungen eher an den Bedürfnissen und am Reiseverhalten von Männern orientieren. Schlicht und einfach, weil die Mehrheit der Planenden und Entscheidenden männlich sind. Daten können uns dabei helfen, diese Logik aufzubrechen.“ Das dänische Beratungsunternehmen Ramboll will an der rein männlichen Perspektive auf Mobilität etwas ändern und hat eine weitreichende Studie zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei den Mobilitätsmustern in gleich sieben Hauptstädten vorgenommen: „Wir haben untersucht, wie sich Menschen in Berlin, Kopenhagen, Oslo, Helsinki, Stockholm, Singapur und Delhi fortbewegen. Die Ergebnisse können wir nutzen, um wirklich nachhaltige Mobilität zu gestalten – diese erhöht die Lebensqualität für alle und bezieht unterschiedliche Bedürfnisse mit ein“, sagt Weinreich.

Der VBB hat die Studie hierzulande unterstützt. „Die Hälfte unserer Fahrgäste ist weiblich, da ist es nur logisch, dass wir ihre Bedürfnisse genauso in unsere Planung und Überlegungen einbeziehen, wie die der anderen 50 Prozent. Zudem sind Aspekte der Aufenthaltsqualität, Sicherheit und Beleuchtung genauso essenziell wie komfortable Nutzungsmöglichkeiten am Bahnhof und in Fahrzeugen, wenn ich mit Taschen bepackt oder in Begleitung von Familienmitgliedern bin. In diese Richtung müssen wir denken, wenn wir den öffentlichen Verkehr fit für die Verkehrswende machen wollen – für alle Geschlechter“, sagt Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB).

Sicherheit

Frauen haben in größerem Maße Angst vor Belästigung als Männer und machen sich bei der Wahl des Verkehrsmittels und ihrer Route andere Gedanken über ihre Sicherheit. Um sich zu schützen fahren sie eher mit Bussen, weil sich Bushaltestellen in der Nähe ihres Zuhauses befinden, halten sich von bestimmten Bereichen fern oder meiden es abends zu Fuß zu gehen. Im Gegensatz dazu wurde Radfahren gerade auch in Deutschland als sicherer eingestuft. Es zeigt sich zudem, dass Frauen deutlich häufiger als Männer Corona mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Verbindung bringen. Frauen dürfen nicht in eine Opferrolle gedrängt werden, aber ihre Sicherheit muss ein integraler Bestandteil von Mobilitätsplanung sein. Die Bereitstellung und Instandhaltung von Infrastruktur für das Gehen und Radfahren muss priorisiert werden und der ÖPNV sicher sein

Wie wir Mobilität verbessern können

Nur wenn wir die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger verstehen, können wir wirklich gleichberechtigte Verkehrssysteme und Mobilität schaffen, daher müssen unterschiedliche Nutzungsanforderungen analysiert und in die Planung einbezogen werden. Genderaspekte, soziale und ökologische Auswirkungen müssen Teil der Verkehrsplanung werden. Untersuchungen wie Nutzerinnen und Nutzer Verkehrswege und -mittel nutzen, liefern wichtige Erkenntnisse zur Verbesserung der Mobilität. Nach und nach gilt es weitere Datenlücken zu füllen. Es braucht Gender-Mainstreaming sowie klare Vorgaben für Vielfalt, Gleichstellung und Integration aus der Politik. Zusätzlich müssen auf allen Ebenen Personen eines breiteren Spektrums einbezogen werden. Es braucht Maßnahmen, um Frauen gleichwertige Chancen im Transportsektor zu ermöglichen. So kann ein besseres Gleichgewicht der Geschlechter auf allen Ebenen des Sektors geschaffen werden – eine wichtige Voraussetzung für gleichberechtigte, sichere und integrative Mobilität.