10. August 2021

Holz statt Zement und Stahl: Nachhaltig, klimaneutral und kosteneffizient

Qualitativ hochwertige Gebäude, die nachhaltig und klimafreundlich sind, wirtschaftlich, schön - und bitte so schnell wie möglich fertig? Der Druck auf die Baubranche ist groß. Eine Lösung: Bauen mit Holz. Gerade gegenüber Stahl und Beton hat der natürliche Baustoff viele Vorteile.

Zukunftsfähigkeit bedeutet vor allem, aufzuhören Ressourcen aufzubrauchen. Zukunft kann nur im Erneuerbaren liegen. Das ist bei Energie nicht anders als bei Rohstoffen. Und Baustoffen. Ein erneuerbarer, weil nachwachsender Rohstoff ist Holz.
Holz bietet gegenüber Zement und Stahl immense Vorteile für das nachhaltige Bauen der Zukunft. Außerdem liegt im Bauen mit Holz der Schlüssel zu der nachhaltigen Transformation der Baubranche. Kaum ein Baumaterial ist effektiver, wenn es um CO2-Reduktion und Emissionseinsparung geht - und zugleich ist Holz auch wirtschaftlich.
Vorteile von Holz als Baumaterial
Bauholz, engl. Timber, ist zu 100 Prozent erneuerbar. Es ist ein wertiges, leistungsstarkes, festes und beständiges, aber zugleich flexibel einsetzbares Material. Nicht nur das: Holz trifft den Zeitgeist und spricht die wachsende Anzahl an Menschen an, die sich nach einer gesunden Nähe zur Natur sehnen.
  • Nachhaltig: Holz ist ein in vielerlei Hinsicht nachhaltiges Material. Es wächst nach, bindet CO2, ist weniger energieaufwändig in der Verarbeitung, es lässt sich recyceln.
  • Wirtschaftlich: Holz ist einfacher zu verarbeiten als Zement und Stahl. Es bedarf weniger Menschen am Bau. Und: Die damit entstehenden nachhaltigen Gebäude sind schneller betriebsfertig. So sinken die Baukosten.
  • Unkompliziert: Holz verursacht weniger Aufwand bei der Verarbeitung von Rohmaterial zu Baumaterial und bei der Onsite-Verarbeitung, also direkt auf der Baustelle. Es entsteht weniger Abfall und die Lieferwege sind meist kürzer. Holz ist leichter und deshalb einfacher zu stapeln und zu heben als Stahl und Beton. Kurzum: Holz beschleunigt das Bauen.
  • Haltbar: Einige der ältesten Gebäude der Welt sind aus Holz gebaut. Holz hält - ob in seiner ursprünglichen Form oder verändert: Holz kann auch gut recycelt werden und neue Funktionen innerhalb eines nachhaltigen Gebäudes übernehmen.
  • Natürlich: Holz als Naturprodukt vermittelt Menschen das Gefühl, der Natur nahe zu sein. Und: Holz fühlt sich gut an. Es fördert das Wohlbefinden. Das ist für Orte, an denen Menschen leben und arbeiten, entscheidend. Lebenswerte Orte (liveable places) ermöglichen Menschen ein glückliches und erfülltes Leben in physischer wie psychischer Gesundheit. Sie sind nachhaltig und zukunftsorientiert, schonen Umwelt und Klima. Mit seinem Potential für Emissionseinsparungen passt Holz perfekt in dieses Konzept und ist ein ideales Material um lebenswerte Orte und “liveable buildings” zu schaffen.
  • Resilient: Vorbehalte gegen die Verwendung eines organischen Baustoffes sind oft überholt: Entgegen der Vorstellung, Holz-Gebäude seien einer größeren Gefahr durch Feuer ausgesetzt, haben Studien längst bewiesen, dass der Kern große Bauhölzer im Falle eines Feuers durch das Verkohlen ihrer äußeren Schicht geschützt sind, so dass ein Brand tragende Konstruktion selten zerstört. Auch Witterungsbeständigkeit und Dauerhaftigkeit kann bei einer sachgemäßen und modernen Verarbeitung von Holz als garantiert angesehen werden.
Nachteile von Stahl und Zement
Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert des Stahls, das 20. das Jahrhundert des Zements. Beides aber hat Nachteile, die Holz, das Material des 21. Jahrhunderts, nicht hat:
  • Gewicht: Holz wiegt nur in etwa ein Fünftel von Beton. Demzufolge ist deutlich weniger Stahl zur Befestigung nötig und auch beim Fundament können 30 bis 45 Prozent Masse gespart werden.
  • Manpower: Bei der Verarbeitung von Zement und Stahl auf dem Bau ist der Einsatz vieler Arbeitskräfte beim Schweißen, Gießen, Verputzen und Mauern gefragt.
  • CO2: Bereits bei der Herstellung von Zement und Stahl entsteht viel Treibhausgas (embodied carbon). Ebenso bei der Verarbeitung am Bau, zu der fast immer schweres Gerät benötigt wird. Holz hingegen bindet CO2 langfristig, ein Kubikmeter Holz in etwa 800kgCO2. Holz-Gebäude können damit zu einer CO2-Senke werden und klimapositiv sein. Die kumulierten Emissionen aus der Stahl- und Zementherstellung könnten laut einer aktuellen Studie dauerhaft um etwa 50% gesenkt werden und damit einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten.
  • Andere natürliche Ressourcen: Eisen, Stein und Sand, essentiell zur Stahl- bzw. Zementproduktion, sind nicht-nachwachsende Rohstoffe. Im Klartext bedeutet das: Was weg ist, ist weg. Zudem entstehen bei der Verarbeitung teils erhebliche Belastungen der Luft und des Wassers.
Bestes Baumaterial: Engineered Timber
Ideal für den Einsatz in nachhaltiger Architektur und Bauen sind Holzwerkstoffe (engineered timber) wie etwa CLT, Cross Laminated Timber - zu deutsch: Brettsperrholz.
Sie sind vielseitig einsetzbar und beständig, finden in Flachbauten ebenso wie in Hochhäusern Verwendung. Ihre CO2-Bilanz ist exzellent - vorausgesetzt das verwendete Holz stammt aus der geplant bewirtschafteten, nachhaltigen Holzwirtschaft. Darüber hinaus kann das verbaute Holz am Ende der Lebensdauer eines Gebäudes wiederverwendet werden.
Beispiele für nachhaltige Gebäude und Holz-Architektur
Ramboll hat mit nachhaltigen Lösungen für Hochbau, Architektur und Urbanismus die Entwicklung und Entstehung von mehr als 100 bemerkenswerten Holz-Gebäuden vorangetrieben. Dabei wurden mehr als 30.000 Kubikmeter Bauholz (z.T. anstelle von Stahl und Zement) verbaut und es sind 100.000 m² Gebäude entstanden. Der Beitrag dieser nachhaltigen Gebäude, der “liveable buildings”, zur globalen CO2-Reduktion ist beachtlich:
  • Beim Bau der Open Academy in Norwich, England, hat der Einsatz von CLT anstelle von Stahl und Beton rund 2.900 t CO2 eingespart. Das entspricht in etwa dem CO2-Ausstoß eines Autos - auf sagenhaften 8,3 Millionen Meilen. Zur Zeit ihrer Eröffnung war die Open Academy das größte CLT-Konstrukt des Königreiches.
  • Bei der von Henning Larsen entworfenen Königlichen Oper in Kopenhagen kommt ein ganz besonderes Holz sowohl ästhetisch als auch funktionell eindrücklich zum Einsatz: Der Konzertsaal hat eine wunderschöne, natürliche Ahorn-Fassade.
  • Sobald das Ör Centrum in Stockholm fertiggestellt ist, wird es einer der größten, komplett aus Holz gebauten Gebäudekomplexe der Welt sein. Auf 16.000 m² wurden hier 4.200 m³ Holz verbaut, die 3.000 Tonnen CO2 binden. Die Wohngebäude erreichen eine Höhe von bis zu 32 Metern und beherbergen mehr als 200 Wohneinheiten.
Zwei Voraussetzungen für den Erfolg von Holz
Das Potential von Holz als Baustoff im Sinne einer nachhaltigen Transformation ist immens. Es ist die erste Wahl bei steigendem Druck, schnell qualitativ hochwertige, nachhaltige und wirtschaftliche Gebäude zu schaffen. Sein Beitrag zu Emissionseinsparungen und zur Erreichung der Klimaziele ist groß - wenn folgende Voraussetzungen eingehalten werden:
  1. Holz muss aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen, wo sorgsam und weitsichtig mit der wertvollen Ressource umgegangen wird.
  2. Die Bauwirtschaft ist aufgefordert, Holz zu recyceln und seinen Lifecycle damit zu verlängern. “Dies könnte dazu führen, dass zwischen 10 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr im niedrigsten Szenario und fast 700 Millionen Tonnen im höchsten Szenario gespeichert werden”, heißt es in der Studie eines internationalen Teams von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in Deutschland (PIK).