Ökosystemleistungen in Vorschriften für Pflanzenschutzmittel
Ramboll hat in Kooperation mit der Universität Wageningen für CropLife Europe (vormals European Crop Protection Association) einen Ökosystemleistungs-Ansatz für Entscheidungen über den nachhaltigen Einsatz von Herbiziden in der Nahrungsmittelproduktion entwickelt. Dies gibt Herbizidherstellern und europäischen Regulierungsbehörden einen Entscheidungsrahmen an die Hand, der die sozialen, wirtschaftlichen oder ökonomischen Kompromisse prognostiziert, die bei unterschiedlichen Unkrautbekämpfungsstrategien eingegangen werden müssen.
Blühende einjährige und mehrjährige sowie holzige Nichtzielpflanzen dürfen innerhalb von Kulturen, an bewirtschafteten Feldrändern oder an Feldrainen oder in Hecken wachsen. Sie stellen wertvolle Nahrungsquellen und Unterschlupf für Wildtiere dar. Schädliche Unkräuter müssen jedoch bekämpft werden, um die Kulturen, die landwirtschaftlichen Erträge und die finanziellen Erträge der Agrarbetriebe zu schützen.
Bei diesem Projekt, das 2020 abgeschlossen wurde, wurden Kulturen evaluiert, die in ganz Europa angebaut werden. Außerdem wurden ausgewählte Unkrautbekämpfungsstrategien verglichen, um ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Kulturen, dem Schutz von Nichtzielpflanzen und der Unkrautbekämpfung zu finden.
Das Ziel bestand darin, einen Rahmen für Folgenabschätzungen zu entwickeln, der bei der Beurteilung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln (PSM) eingesetzt werden kann und die Anforderungen der Leitlinien Europäischen Kommission für eine bessere Rechtsetzung erfüllt. Damit sollte ein Verständnis der sozioökonomischen und ökologischen Kompromisse entwickelt werden, die mit der Erfüllung unterschiedlicher spezifischer Schutzziele verbunden sind – mit Angabe unterschiedlicher Schutzniveaus und Unkrautbekämpfungsverfahren – und geklärt werden, wie die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft in der Europäischen Union geschützt werden kann. Der Rahmen wurde anhand von für nord-, mittel- und südeuropäische Länder repräsentativen Fallstudien sowie unterschiedlichen Arten von Kulturen und Unkrautbekämpfungsszenarien „getestet“.
Das Team Ökosystemleistungen und Naturkapital bei Ramboll arbeitete gemeinsam mit der Universität Wageningen an der Entwicklung dieses Rahmens und brachte dazu Pflanzenspezialisten, Ökotoxikologen, Wirtschaftswissenschaftler und Agronomen an einen Tisch.
Sämtliche Konsequenzen der verschiedenen spezifischen Schutzziele (SPGs) – gemessen anhand von Ökosystemleistungen und sozioökonomischen Indikatoren und Kennzahlen – wurden qualitativ oder quantitativ bewertet und verglichen, um die Nettoveränderungen zwischen den Szenarios in der jeweiligen Fallstudie ableiten zu können. Bei dieser Bewertung wurden die Kompromisse zwischen einer Änderung der spezifischen Schutzziele und einer Änderung der Praxis der Landwirte aufgezeigt, was zurück auf die potenziell negativen Auswirkungen oder die Vorteile für Erträge, Beschäftigung, Unkrautbekämpfungskosten oder die Umwelt verwies.
Die sozioökonomischen Konsequenzen der möglichen SPGs wurden erläutert, um die Kosten und Vorteile der unterschiedlichen Optionen für die Gesellschaft zu beleuchten.
Der Rahmen und die Fallstudien machten deutlich, wie wichtig ein Entscheidungsprozess ist, der die Risiken und Vorteile für die Ökosystemleistungen landwirtschaftlicher Flächen bei unterschiedlichen Szenarien für Pflanzenproduktion und Unkrautbekämpfung berücksichtigt. Dieser Ansatz ermöglicht eine Vorhersage der Konsequenzen der Unkrautbekämpfung und der nachhaltigen Nutzung von Herbiziden (oder Alternativen) für die Umwelt und die Landwirtschaft.
Ökosystemleistungen (ÖSD) sind die direkten und indirekten Beiträge von Ökosystemen zum Wohlergehen des Menschen. Beispiele sind Nahrungsmittel und Ballaststoffe, Wasserreinigung, Hochwasserschutz und Erholung. Die Nutzenströme, die durch die Bestände an Naturkapitalkomponenten bereitgestellt werden, können qualitativ, quantitativ oder monetär bewertet werden.
Die Regulierungsbehörden auf der Ebene der Europäischen Kommission und der Mitgliedsstaaten stehen vor der Aufgabe Entscheidungen über die nachhaltige Nutzung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) zu treffen, nachdem sie die Umweltrisikobewertungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ausgewertet haben. In der Vergangenheit wurden in diesem Entscheidungsprozess die Vorteile und Kompromisse zwischen Schutzzielen nicht berücksichtigt, insbesondere nicht die Frage, wie sich bestimmte PSM auf die sozioökonomischen Aspekte der Landwirtschaft auswirken.
Der Entscheidungsprozess wird durch Verordnungen geleitet, die den Schutz der Umwelt gewährleisten sollen, wobei spezifische Schutzziele (SPGs) verwendet werden, um die Rechtsvorschriften in die Praxis umzusetzen. Ein erster Schritt zur Definition dieser spezifischen Schutzziele wurde 2016 von der EFSA auf der Grundlage des Ökosystemleistungskonzepts vorgeschlagen,
beinhaltete aber keine sozioökonomischen Aspekte wie Beschäftigungsfragen, und ließ die Kompromisse zwischen unterschiedlichen Ökosystemleistungen unberücksichtigt.
Samantha Deacon
Global Lead, Biodiversity and Ecosystems
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Lara Alvarez
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