Erster Fußverkehrsplan für Berlin
Planwerke und kategorisierte Wegenetze für andere Verkehrsarten sind etablierte Planungspraxis. Doch der Fußverkehr wird in vielen Städten bisher oft nur beiläufig thematisiert. Dabei liegen die Vorteile eigentlich auf der Hand: Fußverkehr schon die Umwelt, verbraucht wenig Flächen und Ressourcen, belebt unsere Städte und fördert die Gesundheit.
Berlin geht dieses Thema nun aktiv an. Seit Januar 2022 bis voraussichtlich Frühjahr 2024 unterstützen wir die Berliner Mobilitätsverwaltung bei einem neuartigen Projekt: der Erstellung eines Fußverkehrsplans. Rambolls Expert:innen erarbeiten alle Inhalte und stimmen sie mit der Mobilitätsverwaltung sowie vielen anderen Beteiligten ab.
Der Fußverkehrsplan legt Ziele fest und nennt Handlungsfelder zur Förderung des Fußverkehrs. Ein zentrales Ziel ist die Vision Zero. Außerdem definiert er Qualitätsstandards und beschreibt Maßnahmen und Arbeitsprogramme.
Standards für eine hohe Qualität umfassen die Infrastruktur des Fußverkehrs, ihren Betrieb und ihre Unterhaltung sowie die Verkehrsüberwachung. Für eine qualitätsvolle Infrastruktur sind vor allem eine flächendeckende Barrierefreiheit, ausreichend breite Wege und sichere Querungsstellen bedeutend.
Die Qualitätsanforderungen gelten im gesamten Straßen- und Wegenetz der Stadt. Mit Hilfe eines GIS-basierten Verfahrens wurden darüber hinaus besonders wichtige Abschnitte im insgesamt rund 7.000 km langen Fußverkehrsnetz identifiziert. Dies sind Bereiche, die für mehrere Nutzungen, wie ÖPNV-Erreichbarkeit, Bildung, Gesundheit und Soziales, Einkaufen und Dienstleistung, Freizeit sowie Grünanlagen bedeutsam sind. Ihre Identifikation ist vor allem für die gezielte Steuerung von Ressourcen in Planung, Um- und Neubau sowie Unterhaltung wichtig. Zudem spielen die für den Fußverkehr besonders wichtigen Abschnitte eine entscheidende Rolle bei der Abwägung mit den Belangen anderer Verkehrsarten in der Aufteilung und Gestaltung von Straßenräumen.
Darüber hinaus widmet sich der Fußverkehrsplan vielen weiteren Themen. Bei der Verkehrssicherheit steht die Sicherheit von Schulwegen im Mittelpunkt. Der Plan gibt Hinweise zur Gestaltung und Belebung des öffentlichen Raums unter Beachtung der Klimafolgenanpassung. In Modellprojekten werden die Aufenthaltsqualität in Straßen verbessert und Stadtplätze qualifiziert. Nicht zuletzt gibt es Maßnahmen zum Wissensmanagement sowie zur Information und Kommunikation zu Fußverkehrsthemen.
In die Erarbeitung des Fußverkehrsplans sind von Beginn an alle relevanten Akteur:innen einbezogen. Dazu gehören die 12 Berliner Bezirke und das landesweite Gremium Fußverkehr, das eine wichtige Beratungsfunktion hat. Mitglieder des Gremiums sind neben verschiedenen Verwaltungen die Polizei, die BVG als Berliner Verkehrsunternehmen, die Stadtreinigung (BSR), die Tourismusagentur (visitBerlin), die Interessenvertretung FUSS e. V. und Akteur:innen aus Wissenschaft und Forschung. Rambolls Mobilitätsexpert:innen informieren die Stakeholder regelmäßig über den Arbeitsstand und beziehen sie in die Erarbeitung ein. Damit bringen sie Fachwissen und Erfahrung zusammen und erhöhen frühzeitig Qualität und Akzeptanz des Fußverkehrsplans.
2024 soll der Fußverkehrsplan durch das Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen werden.
- Konzeption und Ausarbeitung von Vorrangnetzen für den Fußverkehr
- Formulierung von Qualitätsstandards für die Infrastruktur, Betrieb, Unterhaltung und Verkehrsüberwachung
- Maßnahmen für die Qualifizierung von Fußverkehrsanlagen und die Gestaltung des öffentlichen Raums sowie Information und Service
- Benennen der Voraussetzungen für eine wirksame Umsetzung des Fußverkehrsplans
- Unterstützung der Auftraggeberin bei der Gestaltung und Steuerung der Bearbeitungs- und Beteiligungsprozesse
- Präsentation und Diskussion der Planinhalte auf fachlicher Ebene, in politischen Gremien und in der Beteiligung