Blythe Chorn

10. August 2021

Weltklimarat meldet Alarmstufe Rot für die Menschheit: Finden Sie den Weg zum Klimaschutz für Ihr Unternehmen

Vor dem Hintergrund des alarmierenden Berichts des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) denkt Blythe Chorn von Ramboll darüber nach, was Unternehmen tun können, um ihren eigenen Weg zu finden, um die globale Erwärmung aufzuhalten.

Der vom Weltklimarat veröffentlichte erste Teil seiner aktualisierten Bewertung der wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels fand weltweit breites mediales Echo.
Der amerikanische Environmental Defense Fund hat dazu folgende kostenlose und übersichtliche Zusammenfassung mit den wichtigsten Erkenntnissen veröffentlicht.
Was bedeutet das nun für unsere Wirtschaft? Auch wenn der Bericht für alle, die bereits auf eine Dekarbonisierung hinarbeiten, wenig überraschend sein mag, so zeigt diese jüngste Bewertung doch, dass der Klimawandel bereits ein ungeahntes Ausmaß angenommen hat und in naher Zukunft zum Teil bereits unumkehrbar ist.
Eine echte Alarmstufe Rot. Aber der Bericht gibt uns auch die Hoffnung, dass wir - wenn wir rechtzeitig Netto-Null-Emissionen erreichen - eine fast sofortige Stabilisierung der Temperaturen erleben werden.
Den Weg zu angemessenen Reaktionen finden
Als Fachmann für Nachhaltigkeit, der Kunden in den USA betreut und in einem dänischen Unternehmen mit historisch starken Fokus auf Skandinavien beschäftigt ist, weiß ich sehr wohl, wie unterschiedlich der Reifegrad der Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz weltweit und auch innerhalb der USA ist.
Unabhängig davon, wie stark sich Ihr Unternehmen derzeit für den Klimaschutz engagiert, gibt es Schritte, die Sie als Reaktion auf diese Bewertung schon heute unternehmen können, um ihren eigenen grünen Weg zu finden. Ein Weg, der hoffentlich seinen eigenen kleinen Anteil zum optimistischsten "Gemeinsamen sozioökonomischen Pfad" des IPCC (Shared Socioeconomic Pathway, SSP1-1.9) beitragen wird.
Drei Schritte zum sofortigen Loslegen
Falls das Thema Klimaschutz noch neu für Sie ist, gibt es drei wichtige Schritte, mit denen Sie sofort beginnen können, um Ihr Unternehmen auf den Weg der Dekarbonisierung zu bringen:
1) Ermitteln Sie Ihren ökologischen Fußabdruck
Die Kenntnis der aktuellen Emissionen Ihres Unternehmens nach Umfang 1, 2 und 3 ist die Basis für die Entwicklung einer realistischen Klimaschutzstrategie.
Wenn Sie messen, an welchen Stellen Ihrer Betriebsabläufe und in Ihrer Wertschöpfungskette CO2-Emissionen durch Energieverbrauch, Abfall und landwirtschaftliche Aktivitäten entstehen, erhalten Sie Einblicke in Ihre größten Schwachpunkte. So können Sie sich auf die größten Einsparpotenziale konzentrieren.
2) Finden Sie den Mehrwert für Ihr Geschäft
Das Streben nach mehr Nachhaltigkeit wurde bisher von vielen Unternehmen als ein Störfaktor angesehen, der einem profitablen Geschäftsbetrieb entgegensteht. Obwohl sich diese Wahrnehmung aufgrund des wachsenden Drucks der Investoren, zunehmender Klimavorschriften und steigender Kundenanforderungen schnell ändert, nehmen viele Unternehmen die Dekarbonisierung immer noch als „zu teuer“ oder „zu negativ für die Gewinn- und Verlustrechnung“ von der Agenda.
Indem Sie Möglichkeiten zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks in Ihrem Unternehmen identifizieren, die auch einen unmittelbaren oder kurzfristigen geschäftlichen Nutzen haben, schaffen Sie ein Momentum für Investitionen in Maßnahmen zu Dekarbonisierung. Solche Möglichkeiten können zum Beispiel Kostensenkungen aufgrund eines geringeren Energieverbrauchs, neue Einnahmequellen durch Recycling anstelle der Entsorgung von Abfallstoffen oder verbesserte Gewinnspannen durch effizientere Produkttransporte sein.
3) Entwickeln Sie einen passenden Ansatz für die Zielsetzung
Gegenwärtig gelten wissenschaftlich fundierte Ziele zur Reduzierung der CO2-Emissionen - und insbesondere Netto-Null-Ziele - als der Goldstandard für Unternehmen, die in den USA beim Klimawandel führend sind.
Wir ermutigen Unternehmen jedoch, nicht in die „Gleichschaltefalle“ zu tappen. Während beispielsweise Netto-Null-Ziele oft für Unternehmen geeignet sind, die unter dem Druck externer Investoren stehen, können Privatunternehmen ohne diesen Einfluss manchmal mehr Fortschritte bei der Dekarbonisierung machen, indem sie die Kompensationen für ihre Erfolge bei der CO2-Reduzierung verkaufen.
Langfristige Fortschritte bei der Dekarbonisierung hängen davon ab, dass Sie die Treiber Ihres Unternehmens für Nachhaltigkeit identifizieren und Ziele festlegen, die mit diesen Treibern übereinstimmen - seien es Netto-Null-Ziele, Ziele für Kompensationseinnahmen oder andere Metriken, die die Investitionen in die Dekarbonisierung vorantreiben.
Werden Sie Vorreiter: Drei weiterführende Schritte
Für diejenigen, die schon seit vielen Jahren an der Dekarbonisierung ihrer Unternehmen arbeiten, mag der IPCC-Bericht deprimierend sein und es ihnen so vorkommen als ob wir nicht schnell genug vorankämen oder unsere bisherigen Bemühungen vergeblich waren.
Aber es gibt noch viele Möglichkeiten für Verantwortliche im Bereich Nachhaltigkeit, einen Schritt weiter zu gehen und viele, die Sie sofort in Angriff nehmen können:
1) Nutzen Sie Ihre Dekarbonisierung für politische Lobbyarbeit
Die Notwendigkeit, Nachhaltigkeit mit politischen Lobbyaktivitäten zu koordinieren, ist nicht neu - das CDP fordert schon seit Jahren eine Angleichung - und angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise ist diese Notwendigkeit jetzt zu einem echten Gebot geworden. In den letzten zehn Jahren haben wir in den USA mit dem sich wandelnden politischen Willen zu Klimaschutzmaßnahmen immer wieder erlebt, wie führende Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit den staatlichen Vorschriften und politischen Vorgaben zur Dekarbonisierung freiwillig weit vorausgeeilt sind.
Diese Bemühungen eines Teils der Unternehmen verdecken jedoch oft die Versuche anderer Unternehmen, die sich für eine Weiterführung des sorglosen Umgangs mit dem Klima einsetzen. Die Kritik an dieser „Doppelzüngigkeit“ wird immer lauter - und es ist einfach schlecht fürs Geschäft, die eigenen Investitionen des Unternehmens in die Dekarbonisierung zu untergraben.
Um bedeutende Schritte in Richtung Dekarbonisierung zu machen, müssen Unternehmen intern sowie in ihrer Wertschöpfungskette investieren - und die Regierungen dazu drängen, das Gleiche zu tun.
2) Nutzen Sie die Daten, die Sie haben gut
Wie oben beschrieben, sind Ermittlungen der CO2-Emissionen sowie Lebenszyklusanalysen, die dabei helfen, die schwerwiegendsten Emissionsquellen eines bestimmten Produkts oder einer Dienstleistung zu ermitteln, entscheidend, um den Ist-Zustand zu erfassen und Potenziale zur Verringerung der CO2-Emissionen aufzuzeigen.
Aber um die Dekarbonisierung wirklich voranzutreiben, müssen diese Daten als Werkzeug für die Entscheidungsfindung genutzt werden. Was nützt es zum Beispiel, zu wissen, dass ein Produkt mehr Treibhausgase verursacht als ein anderes, wenn diese Erkenntnis nicht in den Produktentwicklungsprozess integriert wird?
Obwohl es kompliziert sein kann, Prozesse zu entwickeln und Verhaltensanreize zu schaffen, die die Auswirkungen des Klimawandels bei allen Geschäftsentscheidungen berücksichtigen, besteht der erste Schritt darin, zu erfassen, wie die Entscheidungen mit den größten Auswirkungen auf die Emissionen in den jeweiligen Bereichen Ihres Unternehmens getroffen werden. Nur so können Sie ermitteln, wo Daten klimafreundlichere Entscheidungen ermöglichen können.
3) Betrachten Sie die Emissionen als einen Vermögenswert
Durch die IPCC-Berichte und die jahrzehntelange Erfahrung in der Klimawissenschaft wissen wir natürlich, dass der Klimawandel durch die große Menge an CO2 und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre verursacht wird.
Aber mit dem oben erwähnten Vormarsch der Netto-Null-Ziele und der erwarteten Abhängigkeit der Unternehmen von CO2-Kompensationen, um diese Ziele zu erreichen, besteht die Möglichkeit, unser Dekarbonisierungsparadigma umzukehren und zu beginnen, gebundenen Kohlenstoff und Emissionsreduktionen als Vermögenswerte in unserer Bilanz zu betrachten.
Auf diese Weise können wir den tatsächlichen Wert dieser Vermögenswerte im Vergleich zum Business-as-usual-Szenario bewerten und Möglichkeiten zur Erschließung neuer Einnahmequellen, zur Umgestaltung von Geschäftsmodellen zum Zweck der Eindämmung des Klimawandels aufdecken.
Wie ein Kolumnist den IPCC-Bericht zusammenfasste, „belohnt die Erde gutes Verhalten“. Dazu möchte ich noch hinzufügen, dass dies auch die Aktionäre, Investoren, Kunden, Beschäftigte und im Grunde alle wichtigen Interessengruppen eines Unternehmens tun.
Egal, wie weit Ihr Unternehmen schon in Sachen Nachhaltigkeit gekommen ist, wie groß sein Markt, seine Technologie, sein Investitionspool oder seine derzeitigen Fähigkeiten sind - ein schnelles und entschlossenes Handeln in Sachen Klimaschutz wird immer belohnt werden. Und jetzt sollten Sie loslegen.
Über den Autor
Blythe Chorn kommt aus Denver in den USA und ist Marktdirektorin für strategische Nachhaltigkeitsberatung bei Ramboll Management Consulting.
Blythe arbeitet seit Jahren in diesem Bereich. Sie war lange Zeit bei Deloitte tätig, wo sie Fortune 500-Unternehmen beriet, und davor mehrere Jahre bei BSR (Business for Social Responsibility), wo sie globale Kunden in den Bereichen Nachhaltigkeit der Lieferkette und ESG-Berichterstattung betreute.

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  • Laura Bowler

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