Devapriyo Das
23. November 2021
Über Glasgow hinaus: Wie können Unternehmen ihre Klimaschutzmaßnahmen verstärken?
Der Klimawandel ist noch lange nicht gelöst, aber die COP26 zeigt, dass eine neue Dynamik für Veränderungen aufkommt, da sich zunehmend der private Sektor engagiert. Sehen wir uns hier zwei Bereiche an, in denen sofortiges Handeln möglich ist.
Nach wochenlangen, intensiven Diskussionen auf dem Klimagipfel COP26 haben Vertreter von 197 Ländern den Klimapakt von Glasgow vorgelegt. Sie haben auch das Paris Rulebook fertiggestellt, das eine Reihe einheitlicher und international anerkannter Standards für die Emissionsmärkte sowie zur Messung und Berichterstattung der Emissionen festlegt. Beide Dokumente stellen einen Fortschritt im Kampf gegen den Klimawandel dar, aber es sind noch viel mehr Maßnahmen erforderlich, um die globale Erwärmung auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Auf diesem Gipfel hat Ramboll seine Aufmerksamkeit auf zwei Schlüsselbereiche des Klimaschutzes gerichtet: (1) Dekarbonisierung der gebauten Umwelt und (2) verstärkte Nutzung grüner Energie bei gleichzeitiger Stärkung der Klimaresistenz. Es gibt bereits heute Technologien, mit denen sich der Kohlendioxidausstoß in großem Umfang reduzieren lässt.
Am einfachsten zu Erreichen ist die Reduzierung des gebundenen CO2, d. h., der Emissionen, die mit den Materialien und Bauprozessen während des gesamten Lebenszyklus aller Arten von Bauten verbunden sind. Das gebundene CO2 macht 11 % der weltweiten Treibhausgasemissionen aus, wobei der Bausektor allein für etwa 40 % dieser Emissionen verantwortlich ist.
Durch die Verwendung neuer und innovativer Materialien, die Festlegung von Emissionszielen und -budgets sowie die Nachverfolgung der CO2-Emissionen kann die Privatwirtschaft erhebliche Emissionssenkungen im Bauwesen erzielen. Wie Jens-Peter Saul, CEO von Ramboll, bei einem hochrangigen Runden Tisch der Industrie auf der COP26 sagte:
„Es ist an der Zeit, den Fokus im Bauwesen zu erweitern, um auch den gebundenen Kohlenstoff zu berücksichtigen und sich auf nachhaltige Materialien zu konzentrieren. Zum Beispiel könnten wir allein mit nachhaltigem Holz aus den nordischen Ländern jedes Jahr fünf Glasgows bauen! Es ist an der Zeit, bei den Lösungen voranzukommen und neben den finanziellen Kosten auch das CO2-Budget ins Auge zu fassen.“
In einem kürzlich vorgelegten Bericht zeigt Ramboll, dass die Umsetzung eines zirkulären und regenerativen Ansatzes in der gebauten Umwelt starke wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt.
Der globale Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien stand auf dem COP26-Gipfel im Mittelpunkt. Reiche Länder sowie Entwicklungsländer sind sich einig in ihrer Forderung nach einem „Ausstieg“ aus der Kohle. Der endgültige Text des Gipfels wurde jedoch dahingehend geändert, dass nur noch ein „Herunterfahren“ der ungehemmten Kohlekraft gefordert wird, da die Schwellenländer davon ausgehen, dass Kohle noch für Jahre ein Teil ihres Energiemixes bleiben muss.
Die Herausforderung für den Privatsektor besteht darin, zu zeigen, dass erneuerbare Energielösungen in großem Maßstab kosteneffizient Kohle ersetzen können sowie die Energieversorgung in schwer zu dekarbonisierenden Sektoren zu verändern. Wind- und Solarenergie sowie grüner Wasserstoff und Power-to-X werden bei diesen Bemühungen eine wichtige Rolle spielen.
Bei den hochrangigen Gesprächen auf der COP26 betonte Michael Simmelsgaard, COO von Ramboll, die Notwendigkeit, dass der Privatsektor einen integrativen und wettbewerbsfähigen Übergang zu grüner Energie unterstützt:
„Wir müssen unser Wissen und unsere industriellen Stärken einbringen, sei es in den Bereichen Offshore-Windkraft, grüner Wasserstoff oder Ökobau, um anderen Ländern und Unternehmen die Möglichkeit zu geben, ihre Dekarbonisierungsbemühungen zu beschleunigen. Wir müssen beweisen, dass nachhaltigere Alternativen möglich und zudem wirtschaftlich tragfähig sind. Und dass wir diese Lösungen schneller, in größerem Maßstab und zum Nutzen der Gesellschaft und unseres Planeten bereitstellen können. Gleichzeitig müssen wir uns bewusst sein, dass jedes Land und jedes Unternehmen vor eigenen Herausforderungen steht.“
Dänemark zum Beispiel hat sich verpflichtet, die ersten „Energieinseln“ der Welt zu bauen, die Offshore-Windkraft zur Erzeugung von grünem Strom und grünem Wasserstoff nutzen sollen. Ramboll unterstützt den nachhaltigen Ausbau dieser Energieinseln sowohl in der Nord- als auch in der Ostsee.
Die COP26 wurde von Klimaaktivisten dafür kritisiert, dass es ihr nicht gelungen ist, die Treibhausgasemissionen genug zu reduzieren, um die klimatischen Herausforderungen zu meistern. Zu weiteren Kritikpunkten der Konferenz gehören die fehlende Verpflichtung zum Ausstieg aus Öl und Gas, von Kohle ganz zu schweigen, und die unzureichende Mobilisierung von Finanzierungsmitteln für Klimaschutz und Klimaanpassung.
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg nannte die Konferenz ein „Greenwashing-Festival des Globalen Nordens“. Alok Sharma, Präsident des COP26-Klimagipfels, erkannte diese Gedanken in seiner Abschlussrede an. Er sagte, er „verstehe die tiefe Enttäuschung“, bevor er andererseits betonte, dass es entscheidend sei, „dass wir dieses Abkommen schützen“.
Nichtsdestotrotz geht von Glasgow eine Dynamik aus, die der Privatwirtschaft mehr Anlass gibt, ihre Klimaschutzmaßnahmen zu verstärken, wie Jens-Peter Saul, CEO von Ramboll, betont:
„Der Gipfel schwankte zwischen Optimismus und dem Vorwurf des Greenwashing hin und her, er hat gleichzeitig jedoch dem globalen grünen Wandel eindeutig mehr Schwung verliehen. Aber eine ehrgeizige Politik bedeutet noch lange keine Umsetzung. In der Privatwirtschaft müssen wir unsere Versprechen jetzt auch einhalten. Wir müssen Öko-Lösungen in großem Maßstab umsetzen, um den Stopp bei 1,5 °C erreichen zu können. Dafür müssen wir uns mit den Regierungen und der Zivilgesellschaft zusammentun. Die notwendigen Lösungen und Technologien stehen bereit. Wir haben also Grund, optimistisch zu sein. Nur müssen wir die Arbeit jetzt auch tun.“
- Rund 100 Länder haben versprochen, ihre Methanemissionen bis 2030 auf 30 % unter das Niveau von 2020 zu senken.
- Mehr als 130 Länder haben versprochen, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen und umzukehren.
- Zum ersten Mal wurde die Kohle als einer der Hauptverursacher des Klimawandels eingestuft, und es wurden Aufrufe zur Reduzierung der Investitionen in „ineffiziente fossile Brennstoffe“ gemacht. Der Klimapakt von Glasgow wurde jedoch dahingehend verwässert, dass die ungebremste Kohleverstromung „schrittweise abgebaut“ statt „schrittweise eingestellt“ werden soll.
- Die Industrieländer haben ihr Versprechen, von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden USD für die Klimaschutzfinanzierung aufzubringen, nicht eingelöst. Der Klimapakt von Glasgow verpflichtet die Industrieländer jedoch, die Mittel für die „Adaptation finance“, d.h. die Unterstützung der einkommensschwächsten Länder bei der Verbesserung ihrer Klimaresilienz, bis 2025 auf 40 Milliarden Dollar zu verdoppeln.
- Alle UNFCCC-Vertragsparteien sind jetzt verpflichtet, ihre Maßnahmen zu beschleunigen und bis Ende 2022 ihre Anstrengungen für das Klimaziel 1,5 °C zu erhöhen.
Das Paris Rulebook enthält detaillierte Richtlinien, die das Pariser Abkommen von 2015 in die Tat umsetzen. Nach vielen Jahren Uneinigkeit zwischen den Mitgliedsstaaten wurde auf der COP26 das Paris Rulebook endlich vereinbart. Es setzt eine Reihe einheitlicher und international anerkannter Standards für die Emissionsmärkte sowie zur Messung und Berichterstattung der Emissionen. Weltweit müssen die Emissionen bis 2030 um 45 Prozent gesenkt werden, um das Ziel von nicht mehr als 1,5 °C Erderwärmung zu erreichen.
Das Paris Rulebook setzt einen Transparenzstandard dafür, wie Länder Emissionsreduktionen im Rahmen des Pariser Abkommens messen und berichten müssen. Insbesondere richtet es Verfahren ein, die sicherstellen sollen, dass Emissionsgutschriften von Unternehmen oder Ländern nicht doppelt gezählt werden. Außerdem legt es fest, dass der bilaterale Handel zwischen den Ländern nicht besteuert wird, um die Anpassung an den Klimawandel zu finanzieren - eine zentrale Forderung der weniger entwickelten Länder. Diese Regeln sind entscheidend für die Analyse von Klimazusagen und die Erhebung zuverlässiger Daten zur Emissionsreduzierung.
Zudem müssen alle großen Emissionsländer den Vereinten Nationen in zwölf Monaten (und nicht wie ursprünglich vorgesehen erst in fünf Jahren) erklären, wie sie ihre wirtschaftspolitischen Maßnahmen und Pläne mit dem Pariser Abkommen in Einklang gebracht haben. Die COP27 vom 7. bis 18. November 2022 wird von Ägypten ausgerichtet werden.
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