Kevin P. Smith
2. Februar 2022
Werden im Jahr 2022 naturnahe Lösungen endlich zur Norm?
Der Verlust der biologischen Vielfalt ist eine der drei größten Bedrohungen für die Menschheit. Können naturnahe Lösungen die Antwort darauf sein? Ein Projekt zur Austern-Regenerierung in Staten Island und ein „Regengarten" in Kopenhagen bieten Antworten.
Der UN-Klimagipfel COP26 im vergangenen Jahr widmete den naturbasierten Lösungen einen ganzen Tag. Das war ein überzeugender Beweis dafür, dass naturbasierte Lösungen für die beiden Probleme Klimawandel und Verlust der Biodiversität zunehmend als zentral angesehen werden.
Naturbasierte Lösungen sind definiert als “Maßnahmen zum Schutz, zur nachhaltigen Bewirtschaftung und zur Wiederherstellung natürlicher oder veränderter Ökosysteme, die gesellschaftliche Herausforderungen wirksam und anpassungsfähig angehen und gleichzeitig dem menschlichen Wohlbefinden und der biologischen Vielfalt zugute kommen“. Sie sind zu einem Trendthema geworden.
Naturnahe Lösungen sind in der Regel nicht nur kostengünstiger als herkömmliche “graue“ Infrastruktur, sondern fördern zudem Wirtschaftswachstum, nachhaltige Arbeitsplätze und Resilienz gegen Naturkatastrophen. Zudem erhöhen sie den Wert von Immobilien und tragen zu einer gesunden Gesellschaft bei.
Dies wirft zwangsläufig die Frage auf: Warum sind naturnahe Lösungen nicht überall die Norm?
Es ist zum Teil das mangelnde Bewusstsein, dass naturnahe Lösungen tatsächlich wirksam sind, und die Tendenz zum Status Quo der Entscheidungsträger:innen, wie eine Literaturübersicht nahelegt.
Naturnahe Lösungen können sowohl in Neubau-, als auch in Sanierungsprojekten und auf den verschiedensten Ebenen zum Einsatz kommen. Sie sind denkbar für Wohnviertel und Firmenstandorte, aber auch für Wassereinzugsgebiete, flaches Land oder Küstengebiete. Jedoch liegen solche Lösungen nicht immer auf der Hand und die Umsetzung ist nicht immer einfach. Mit Umfang und der Komplexität eines Projekts müssen mehr und mehr technische und nicht-technische Aspekte berücksichtigt werden - und auch die Zusammenhänge zwischen diesen müssen erkannt werden.
Um naturnahe Lösungen zur einer Selbstverständlichkeit bei Infrastrukturprojekten zu machen, hilft Ramboll als Mitglied des RECONECT-Konsortiums nicht nur bei der Entwicklung allgemeiner Richtlinien und eines standardisierten Ansatzes für Planung, Entwurf, Umsetzung und Ausführung naturnaher Lösungen. Wir wenden diese auch heute auch schon an. Hier einige inspirierende Projektbeispiele:
Ramboll hat die Bauleitung des Living Breakwaters Projekts inne, das die Küstenlinie entlang der Südküste von Staten Island widerstandsfähiger gegen den Klimawandel machen soll - und zwar durch die Wiederherstellung von Austernhabitaten mit Wellenbrechern.
Der Clou: Diese Wellenbrecher sind außen mit einer Schicht aus nachhaltigem Beton verkleidet. Dieses Design fördert die Meeresfauna und -flora, verbessert die Wasserqualität und stellt natürliche Lebensräume für Meereslebewesen wieder her. Darunter auch einst hier einheimische Austern, die aufgrund der Umweltverschmutzung verschwunden waren. Die Austern filtern das Wasser, verbessern die Wasserqualität und halten gleichzeitig Wellenbrecher an Ort und Stelle. Das 700 Meter lange System schützt zudem vor Erosion und erhält so die Küstenlinie.
"Infrastrukturprojekte, die von der Natur lernen und sie sich zu Nutze machen, sind effektiver und in der Regel günstiger zu bauen als herkömmliche Projekte. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sie zur Norm werden“, sagt Kevin Smith, Bauleiter des Living Breakwaters-Projekts in New York.
"Bis Ende dieses Jahrzehnts werden wir viele weitere ähnliche Projekte verwirklicht sehen. Die Vorteile eines solchen Projekts sprechen für sich und inspirieren sicherlich auch andere Kommunen dazu, sich für ähnliche naturnahe Lösungen zu entscheiden."
Als federführender technischer Berater ist Ramboll verantwortlich für die Planung und Umsetzung der visionären Umgestaltung von Høje Taastrup, einer Gemeinde in der Metropolregion Kopenhagen. Das allgemeine Ziel dabei ist es, das Gebiet attraktiver und lebenswerter zu machen und seine Klimaresilienz zu erhöhen.
Der naturnahe Ansatz hier: Das Regenwasserabflusssystem des Gebiets ist als längster Skatepark der Welt getarnt und bietet den Anwohner:innen ein wunderschönes Naherholungsgebiet. Das Regenwasser wird durch “Regengärten“ in die Parkanlage und weiter in einen Regenwasserteich geleitet. Ein Bewässerungssystem nutzt das gesammelte Regenwasser zur Bewässerung eines Parks. Bei starkem Regen wird das aus dem Regenwasserteich überfließende Regenwasser in den Skatepark geleitet, der dann als Rückhaltebecken für die zukünftige Wasserwirtschaft der Gemeinde dient.
Möchten Sie mehr über unsere Arbeit mit naturnahen Lösungen für widerstandsfähige und lebenswerte Städte und Gemeinden erfahren ? Entdecken Sie die neuesten Erkenntnisse zu naturnaher Infrastruktur in diesem Bericht.
Möchten Sie mehr erfahren?
Kevin P. Smith
Project Manager
+1 347-604-2439