Alex Solberg Mathiasen
5. Juli 2018
3D-Spiel verhindert Arbeitsunfälle
Bei einem der größten Bauprojekte in Dänemark gab es weniger als die Hälfte der üblichen Unfälle, was vor allem auf ein interaktives Spiel zurückzuführen ist, das die Arbeiter spielen müssen, bevor sie auf der Baustelle anfangen. Dieses Spiel wird jetzt auch in anderen Ländern eingesetzt.
“Das Leben ist kein Nintendo-Spiel“. So lautet ein... gar nicht so altes Sprichwort, das besagt, dass es im echten Leben keine zweite Chance gibt. Game over - Keine Chance auf Wiederauferstehung und Weiterleben wie in einem Nintendo-Spiel.
Aber zum Glück bekommen Sie manchmal doch noch eine Chance - durch die Gelegenheit, eine schwierige Fähigkeit in einem Spiel zu üben, bevor Sie sie im echten Leben anwenden müssen. Dies ist lange schon Usus In speziellen Kontexten wie der Pilotenausbildung mit Flugsimulatoren, hat jetzt aber auch Eingang in den Bereich Gesundheit und Sicherheit gefunden. Ramboll hat ein neues, interaktives 3D-Spiel entwickelt - eine Art Virtual-Reality (VR)-Simulator - der Bauarbeitern hilft, Unfälle auf der Baustelle vorauszusehen und zu vermeiden.
Eine sichere Arbeitsumgebung gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit, was nicht zuletzt auf ihre Aufnahme in die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der UN zurückzuführen ist. So lautet Ziel Nummer 8.8: „Schutz der Arbeitnehmerrechte und Förderung eines sicheren Arbeitsumfelds für alle Arbeitnehmer:innen“. Auch die Gesetze und andere Vorschriften zur Arbeitsumgebung werden allgemein verschärft.
Beim Bau des so genannten Superkrankenhauses im dänischen Gødstrup - einem der größten Bauprojekte des Landes - stand die Arbeitsumgebung an erster Stelle der Prioritätenliste. Wie Projektleiter Michael Hyllegaard von DNV-Gødstrup sagt:
“Als Krankenhaus sind wir sehr darauf bedacht, keine Kunden für unser eigenes Geschäft zu generieren. Von Anfang an war es unser Ziel, keine schweren Unfälle vor Ort zu erleiden. Deshalb haben wir eine Alternative zum üblichen Sicherheitstraining ausprobiert.“
Diese “Alternative“ war das 3D-Spiel von Ramboll - das erste Mal, dass Virtuelle Realität auf diese Weise in Dänemark eingesetzt wurde. Um zum Baugelände zugelassen zu werden, mussten die Beschäftigten erst im Spiel eine Reihe von Sicherheitsaufgaben und -verfahren absolvieren.
Und das hat gewirkt. In den ersten fünf Jahren des Baubetriebs - von 2012 bis 2017 - ereigneten sich nur 12 Arbeitsunfälle. Der schlimmste Fall war ein gebrochener Fuß.
Das ist weniger als die Hälfte des Durchschnitts für dänische Baustellen dieser Art, und die Erfolgsquote war ähnlich hoch bei anderen dänischen Bauprojekten, bei denen dieses 3D-Spiel eingesetzt wurde.
Ramboll-Spezialberater und -Spieleentwickler Åge Staghøj erklärt, dass das 3D-Spiel die Mitarbeiter durch eine Reihe von Sicherheitsübungen auf der virtuellen Baustelle führt.
“Es bindet die Arbeiter:innen unmittelbar ein und lehrt sie, korrekt zu handeln und Verantwortung für ihre eigene Sicherheit zu übernehmen. So verbessern sie ihre Fähigkeit, Unfälle auf der Baustelle vorauszusehen“, sagt Åge Staghøj.
Und es gab monatliche Wettbewerbe unter den Handwerker:innen, um die besten Ideen für eine noch sicherere Arbeitsumgebung zu finden. Ein Team aus Icopol entwickelte deshalb zum Beispiel ein Dreibeinstativ, das verhindert, dass 60 Kilogramm schwere Gasflaschen umkippen. Dieser Ständer und mehr als 1.700 weitere Ideen zur Verbesserung von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz zeugen von dem proaktiven Ansatz der Handwerker:innen, betont Åge Staghøj:
“Und interessanterweise sagen sowohl die Beschäftigten als auch die Bauleiter:innen, dass gute Vorschläge für die Arbeitsumgebung auch den regulären täglichen Arbeitsablauf verbessern. Ein gutes Beispiel dafür war die Entwicklung einer neuen Transportweise für schwere Fenstern, die weniger Zeit und Geld kostet - und die Qualität der Arbeit und der Arbeitsumgebung verbessert“, sagt er.
HKrankenhausdirektor Poul Michaelsen ist der Meinung, dass die Initiativen im Bereich Gesundheit und Sicherheit bei Gødstrup andere große Bauprojekte inspirieren kann:
“Ich selbst habe das interaktive 3D-Spiel durchgespielt und gesehen, dass es funktioniert. In Kombination mit dem kontinuierlichen Ansporn durch des Managements hat es dazu beigetragen, dass die Beschäftigten ihr Arbeitsumfeld selbst in die Hand nehmen, so dass wir jetzt 500 Fürsprecher für die Gesundheit am Arbeitsplatz im Einsatz haben. Das reduziert nicht nur die Zahl der Unfälle und sorgt für einen noch besseren Arbeitsplatz für alle, sondern verbessert auch das Endergebnis“, sagt Poul Michaelsen.
Und andere Entwickler haben sich davon inspirieren lassen. So testet beispielsweise Statsbygg, der größte Bauunternehmer Norwegens, jetzt das Spiel. Letztes Jahr starben in Norwegen sieben Menschen bei Arbeitsunfällen, eine Zahl, die nach Ansicht von Statsbygg und der norwegischen Arbeitsaufsichtsbehörde durch dieses Spiel weiter gesenkt werden kann.
“Das Spiel bietet eine andere Art von Training als bisher in diesem Bereich üblich. Damit wird es für uns einfacher zu erkennen, wo wir Verbesserungen vornehmen müssen“, sagt Statsbygg-Direktor Synnøve Lyssand Sandberg.
Verfasst von Michael Rothenborg
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