Jens Riis, Thomas Trier Hansen

2. Januar 2024

CSRD: Bei der doppelten Wesentlichkeit geht es vor allem um Strategie und Risikomanagement

Mit der Einführung der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) sind börsennotierte Unternehmen und andere Großunternehmen verpflichtet, den Finanzmärkten und betroffenen Interessengruppen Transparenz über ihre Nachhaltigkeitsauswirkungen, -risiken und -chancen zu bieten. Wenn die Berichterstattung sinnvoll genutzt wird, kann sie in die Geschäftsstrategien einfließen und den Unternehmen helfen, ihre Ressourcen so effizient wie möglich einzusetzen.

Dadurch werden die Finanzmärkte in die Lage versetzt, fundierte Investitions- und Kreditentscheidungen zu treffen und dabei Nachhaltigkeitsaspekte angemessen zu berücksichtigen. Die Unternehmen sollten dies tun, indem sie die Berichterstattung mit den Anforderungen der Europäischen Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) abstimmen.

Die Grundlage der ESRS ist die Durchführung einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse, die Aufschluss darüber gibt, welche ESG-Daten über eine Reihe von Nachhaltigkeitsthemen berichtet werden sollten, sowie die Entwicklung von Aktionsplänen zur Abschwächung der Auswirkungen und Nutzung von Chancen. Wenn Sie weitere Informationen über den Inhalt der CSRD und die Berichterstattungsanforderungen des ESRS usw. wünschen, lesen Sie bitte unser Leistungsportfolio.

Im Grunde handelt es sich bei der doppelten Wesentlichkeitsanalyse um einen analytischen Prozess, der die Auswirkungen von Unternehmen auf die Umwelt und die Menschen sowie die Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen ermittelt, denen Unternehmen ausgesetzt sind oder die sie bei der Strategieentwicklung nutzen können. Der Zusammenhang wird im Folgenden dargestellt.

Doppelte Wesentlichkeit, Strategie und Risikomanagement

Im Rahmen des Prozesses der doppelten Wesentlichkeit müssen die Unternehmen die Auswirkungen ihrer Nachhaltigkeit auf Mensch und Umwelt (ähnlich dem in den OECD-Leitsätzen und den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte beschriebenen Due-Diligence-Prozess) sowie die finanziellen Risiken und Chancen für Unternehmen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsfragen ermitteln.

Das Endprodukt der Bewertungen kann in zwei Hauptausgaben aufgeteilt werden, nämlich eine Matrix der nachhaltigen Auswirkungen (negativ/positiv) sowie eine Matrix der finanziellen Risiken/Chancen (finanzielle Wesentlichkeit). Nachfolgend finden Sie ein hypothetisches Beispiel, das auf den zugrundeliegenden ESRS-Leitlinien für die Zuordnung von Unterthemen und Unterunterthemen aufbaut.

Wesentlichkeit der Auswirkungen: Matrix der Nachhaltigkeitsauswirkungen (negativ/positiv)

Die Bewertung der Wesentlichkeit der Auswirkungen ist ein bekanntes Instrument, das als Grundlage für das Risikomanagement und die Entwicklung von Strategien speziell im Bereich der Nachhaltigkeit dient. Die Grundlage der Wesentlichkeit ist die Identifizierung potenzieller oder tatsächlicher Auswirkungen, die das Unternehmen auf Mensch und Umwelt hat, was das Management dieser Auswirkungen oder die Entwicklung neuer Produkte/Dienstleistungen mit positiven Auswirkungen ermöglicht, und die Bewertung dieser Auswirkungen auf der Grundlage ihrer Schwere.

Bei richtiger Anwendung kann die doppelte Wesentlichkeitsanalyse in die Strategie und den Prozess einfließen und es den Unternehmen ermöglichen, Prioritäten bei den Ressourcen zu setzen, um den Schaden für Mensch und Umwelt wirksam zu mindern. Gleichzeitig kann der Prozess genutzt werden, um einen Überblick darüber zu erhalten, was Unternehmen aktiv tun können, um positive Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes zu erzielen.

Finanzielle Risiken und Chancen, die sich aus dem Thema Nachhaltigkeit ergeben

Der Analyseprozess zur Ermittlung der finanziellen Risiken und Chancen, die sich aus Nachhaltigkeitsfragen ergeben, ähnelt dem eines klassischen Risikomanagementprozesses, d. h. der Bewertung der finanziellen Risiken und der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens durch eine Reihe von Interessengruppen. Dies wird durch Kostenmodelle, Klimarisiko- und Anfälligkeitsbewertungen, historische Prozesskosten usw. unterstützt. Auf diese Weise können Unternehmen den finanziellen Wert z. B. des Zugangs zu Rohstoffen, der CO2e-Steuern, der Belästigung von Arbeitnehmenden oder Ähnlichem bewerten.

Auf der Chancenseite wird ein ähnlicher Prozess durchgeführt. Anstelle von Versicherungsprämien und Kostenmodellen zur Unterstützung der Bewertung werden jedoch Strategieberichte, Markttrends und Erkenntnisse über Kund:innen/Verbraucher:innen herangezogen, um die finanziellen Möglichkeiten zu bewerten, die sich aus der Entwicklung neuer Produkte, der Beteiligung an Initiativen in der Lieferkette oder der Erweiterung des Geschäfts durch neue Dienstleistungsangebote ergeben. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Informationen, die als Grundlage für die strategische Ausrichtung des Unternehmens dienen.

Daher stehen die Unternehmen vor der unmittelbaren Herausforderung, ihr Risikomanagement und ihre Strategieprozesse so zu aktualisieren, dass sie Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen einbeziehen. Dies ermöglicht es den Unternehmen, Prozesse, Schwellenwerte und Bewertungsmethoden zu nutzen, um Personal- und Kapitalressourcen wertorientiert einzusetzen.

Durch die Integration der Nachhaltigkeit in die Risikomanagement- und Strategieprozesse des Unternehmens können die Unternehmen die Auswirkungen der Nachhaltigkeit, die Risiken und die klassischen Geschäftsrisikothemen wie Talentmanagement, Wechselkursrisiken, Verbrauchertrends usw. mit denselben Geschäftsprozessen priorisieren. Im Wesentlichen bietet dies eine neue Dimension für die Unternehmensführung, um das Unternehmen zu steuern. Eine Illustration, wie dies aussehen könnte, ist unten dargestellt.

Doppelte Wesentlichkeit, Unternehmensführung und die Bedeutung von Teams für nachhaltige Finanzen

Die Integration der doppelten Wesentlichkeit in den klassischen Risikomanagementprozess eines Unternehmens und die daraus folgende Berichterstattung wirft die Frage auf, wo sie in der Organisation verankert werden sollte.

In Anbetracht der großen Schnittmenge zwischen den Konzernfunktionen, die zur Erstellung der Bewertung erforderlich sind, z. B. Finanzen, Rechnungswesen, Controlling, Nachhaltigkeit, Strategie, Risikomanagement und Investor Relations, ist es notwendig, die Verantwortung an Personen (möglicherweise eine neue Funktion) zu delegieren, die in der Lage sind, Wissen, Anforderungen und Perspektiven im gesamten Unternehmen zu überbrücken. Dies könnte ein nachhaltiges Finanzteam sein, das wahrscheinlich im Bereich des Chief Finance Officers in einer traditionellen Führungsstruktur verankert ist.

In dem Maße, in dem Unternehmen die Bedeutung der doppelten Wesentlichkeit erkennen, könnte dies in Zukunft zu einer Hauptaufgabe des Chief Sustainability Officer werden.

Doppelte Wesentlichkeit - ein neues Instrument für die Unternehmensführung

In Zukunft sind die Erkenntnisse aus dem DMA-Prozess ein wichtiges Instrument für die Geschäftsleitung, um das Unternehmen durch die gleichzeitige Nutzung von Nachhaltigkeits- und Finanzfaktoren auf strategische Ziele auszurichten.

Um die Vorteile dieses Prozesses zu nutzen, sollten einige Lektionen beachtet werden:

  • Gewährleistung einer engen Zusammenarbeit zwischen den relevanten Konzernfunktionen, z. B. Strategie, Risikomanagement, Finanzen, Beschaffung und Nachhaltigkeit, um die doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchzuführen.
  • Nutzen Sie die bestehenden Strategie-, Risiko-, Nachhaltigkeits- und Berichterstattungsprozesse, um die Ergebnisse der doppelten Wesentlichkeitsanalyse zu aktualisieren und zur Schaffung von Geschäftswert zu nutzen.
  • Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse zunehmend auf Daten aufbauen, um echte geschäftliche Auswirkungen zu erzielen
  • Klare Prioritäten setzen, welche Auswirkungen abgemildert und welche Chancen auf der Grundlage der Geschäftsrelevanz genutzt werden sollen.

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  • Thomas Trier Hansen

    Chief Advisor

    +45 51 61 23 59

    Thomas Trier Hansen
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