Paul Astle
21. März 2024
Nachhaltige Gebäude brauchen Daten – wir stellen sie zur Verfügung
Mit der Einführung der Datenbank CO2mpare macht Ramboll erstmals seine CO2-Daten für Gebäude allen Interessierten aus Industrie und öffentlichem Sektor frei zugänglich. Damit wollen wir die Datenlücke schließen und einen Beitrag zum Bau besserer Gebäude leisten.
Auf dem Weg in Richtung Dekarbonisierung besteht der erste Schritt darin, zu verstehen, wo in einem Gebäude CO2 steckt. Dafür braucht es konsistente Daten, die es ermöglichen, Vergleiche zu ziehen und Best Practices zu bestimmen.
Bislang sind solche Daten aber entweder nicht verfügbar oder werden nur in geringem Umfang weitergegeben, was effektive Entscheidungen und Maßnahmen zur Dekarbonisierung in der bebauten Umwelt erschwert. Genau dieses Problem will Ramboll mit der Einführung von CO2mpare angehen.
Folgendes soll die neue Datenbank ermöglichen:
- Untersuchung des typischen CO2-Anteils von Gebäuden über sechs Länder und zehn Typologien hinweg
- Interaktive Filter zum Vergleichen der durchschnittlichen CO2-Auswirkungen von Neubauten und renovierten Gebäuden
- Auskunft über die durchschnittliche CO2-Verteilung im Datensatz
Bei der Entwicklung von CO2mpare haben wir CO2-Bewertungen aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Methoden in ein einheitliches System integriert, das Vergleiche ermöglicht. Aufgrund der großen Unterschiede in der Art und Weise, wie CO2 in den einzelnen Ländern gemessen wird, ist das jedoch kein leichtes Unterfangen. Darauf kommen wir später zurück. Unsere Datenbank steckt noch in den Kinderschuhen, weshalb sich die Daten aktuell nur unter Vorbehalt vergleichen lassen.
Pro Kubikmeter Beton, den wir abreißen und durch Neuen ersetzen, entstehen rund 300 kg neues CO₂e.
Trotzdem stellen wir unsere Daten und Schnittstellen bereits jetzt uneingeschränkt zur Verfügung, weil wir erkannt haben, dass eine wirksame Bekämpfung des Klimawandels die Zusammenarbeit der gesamten Branche erfordert.
Als internationales Planungs- und Ingenieurbüro ist Ramboll an zahlreichen Bauprojekten in aller Welt beteiligt. Bei immer mehr dieser Projekte werden CO2-Bewertungen durchgeführt, und genau diese Daten aus über 130 Projekten weltweit stellt Ramboll jetzt in anonymisierter Form frei zur Verfügung.
Zu diesem Zweck haben wir CO2mpare entwickelt, eine Sammlung mit Daten aus verschiedenen Projekten mit unterschiedlichen CO2-Bewertungen, die als Grundlage für Vergleiche dienen soll.
Dem vorausgegangen ist ein Whitepaper von Ramboll aus dem Jahr 2023, in dem einige der Herausforderungen im Zusammenhang mit dem breiten Spektrum der CO2-Bewertungsmethoden und deren unterschiedlichen Anwendungsbereichen thematisiert wurden.
In diesem Artikel gehe ich darauf ein, wie Sie die Datenbank schon heute nutzen können, um sich einen besseren Überblick über die durchschnittlichen CO2-Auswirkungen bestimmter Gebäudetypen zu verschaffen.
Renovierungen sind ein oft übersehener Nachhaltigkeitsfaktor
In unserem aktuellen Datensatz lassen sich einige Trends erkennen.
So sehen wir zum Beispiel eindeutige Belege für das enorme CO2-Einsparpotenzial, das Renovierungen im Vergleich zu Neubauprojekten bieten. Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass unsere bestehenden Infrastrukturen und Gebäude einen Wert haben, der erhalten werden kann – in Form des bereits in ihrem Bau investierten gebundenen Kohlenstoffs (Embodied Carbon). So werden beispielsweise für jeden Kubikmeter Beton, den wir abreißen und durch neuen Beton ersetzen, rund 300 kg CO2e neu freigesetzt. Alle Gebäude und Elemente, die wir erhalten und wiederverwenden können, helfen uns also dabei, diese Emissionen einzusparen.
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Die Sanierung und Umgestaltung bestehender Gebäude ist ein Bereich, den Ramboll aktiv verfolgt und bei dem wir unsere Kunden umfassend unterstützen. Ramboll sieht darin eine wichtige Gelegenheit, den Wert von Infrastruktur zu erhalten, CO2 zu sparen und Kosten zu senken.
Die Datenbank umfasst derzeit 138 Bauprojekte in Nordeuropa, wird aber in naher Zukunft mit Daten aus weiteren Regionen ergänzt, um eine breitere internationale Datenlage und damit noch mehr Nutzen zu bieten.
Das zeigt, wie wichtig die Verfügbarkeit hochwertiger Daten zur CO2-Bewertung von Renovierungs- und Neubauprojekten ist – eine Herausforderung, zumal diese Projekte oft einzigartig sind, eine Vielzahl von Interventionsebenen umfassen und oft auch Teil von Erweiterungsprojekten sind. Unsere Datenbank verfügt daher über eine Funktion, mit der sich der Renovierungsanteil eines Projekts isolieren lässt, um künftige Filterungen anhand der von uns derzeit gesammelten Daten aus Hybridprojekten zu ermöglichen. Auch angesichts der allgemeinen Zielsetzung, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, dürften die Bemühungen zur Reduzierung des CO2-Verbrauchs bei Renovierungs- und Neubauprojekten weiter zunehmen.
Bei der Auswertung der Daten werden einige Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern deutlich. Zum Beispiel zwischen Dänemark und Großbritannien. Auf den ersten Blick scheint es, als hätten Projekte in Dänemark einen weitaus geringeren CO2-Fußabdruck als in Großbritannien, aber es gibt einige wahrscheinliche Erklärungsansätze für solche Unterschiede. Die Datenbank basiert auf CO2-Bewertungen, die im Rahmen national vereinbarter Methoden erstellt wurden. Auch wenn wir versucht haben, die Unterschiede in den Datenbeständen zu minimieren, bleiben einige bestehen, wie zum Beispiel bei der Definition der Grundfläche oder im Fall von Dänemark bei der Behandlung von biogenem CO2. Ein wahrscheinlicherer Grund für die Abweichungen sind also Unterschiede bei den CO2-Faktoren – auch diese können auf nationaler Ebene festgelegt werden oder hängen vom Detaillierungsgrad ab, der bei der Bewertung angestrebt wurde.
Für die Zukunft ist geplant, dass CO2mpare sowohl Materialdaten als auch Emissionsdaten enthalten soll. Dadurch wird es möglich, die Abweichungen im CO2-Faktor von den Abweichungen in der Materialeffizienz zu unterscheiden. Gleichzeitig lassen sich so Best Practices für materialeffiziente Lösungen sowie Baustoffe und Produkte mit besonders geringem CO2-Anteil ermitteln.
Diese Unterschiede machen deutlich, dass es eine genauere und transparentere Methode zur Bewertung des CO2-Fußabdrucks von Gebäuden braucht, um objektive internationale Vergleiche zu ermöglichen. Wenn wir zwei identische Gebäude in Dänemark und Schweden bauen, erhalten wir aktuell zwei unterschiedliche CO2-Bilanzen, weil jedes Land die Standards für die Lebenszyklusbeurteilung anders regelt.
Neben der Datenverfügbarkeit müssen auch noch viele andere Lücken geschlossen werden. So gibt es beispielsweise keine international vereinbarten Standardtypologien für Gebäude, und es bestehen weiterhin Unterschiede zwischen den Ländern und Planungsdisziplinen. Wir betrachten die Datenbank daher als einen ersten Schritt hin zu einem einheitlicheren Ansatz, der auch künftig von allen in der Branche einen transparenten Austausch von Best Practices verlangt.
Erkunden Sie jetzt CO2mpare und verwenden Sie die verschiedenen Filter, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu untersuchen. Ramboll wird dieses Tool im Laufe der Zeit mit mehr Daten und Funktionen ausstatten, um das allgemein verfügbare Wissen über CO2 weiter zu verbessern. Das wird unsere Kunden und die gesamte Branche unterstützen, die Dekarbonisierung der bebauten Umwelt voranzutreiben und unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen.
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Paul Astle
Decarbonisation Lead
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