Shane Hughes, Samantha Deacon

13. Juni 2021

Net zero definitions are changing: & so must our roadmaps

Tausende von Organisationen und eine wachsende Zahl von Städten und Ländern haben sich Netto-Null-Ziele gesetzt und sind dabei, die zur Erreichung dieses Ziels erforderlichen Maßnahmen umzusetzen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen jedoch, dass sich die meisten Definitionen von Netto-Null von der Bedeutung unterscheiden, die sich aus den Science Based Targets (SBTi) ergibt. Dies könnte erhebliche Auswirkungen auf viele Netto-Null-Roadmaps haben.

AKTUALISIERUNG: Nach der Herausgabe des SBTi-Standards: Vier wichtige Erkenntnisse: Einführung des Standards für wissenschaftsbasierte Netto-Null-Ziele

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Shane Hughes und Samantha Deacon gehen hier auf diese Definitionsänderungen ein und erläutern, was dies für die Netto-Null-Ziele von Unternehmen bedeutet.

Haben Frühanwender die Definition falsch verstanden?

Nicht unbedingt, aber das Verständnis von Netto-Null unterliegt einer ständigen Entwicklung und Veränderung. Zusätzlich zur SBTi-Definition der Netto-Null-Konsultation entwickelt das GHG-Protokoll neue Leitlinien zur Berechnung der biogenen Emissionen, und versucht die britische Regierung, den Umfang des Abbaus von Treibhausgasen zu verstehen. Viele Initiativen tragen gerade dazu bei, dass sich unser Verständnis des Begriffs „Netto-Null“ weiterentwickelt. Es entsteht gerade ein ganz neues Verständnis.

Es gibt viele, die Organisationen, Städten und Ländern raten, die etablierten und allgemein angewandten Ansätze zu nutzen, um zu Netto-Null oder Klimaneutralität zu gelangen. Es wäre unfair zu behaupten, dass dies falsch ist, aber wir sollten darauf achten, dass sich die Gegebenheiten verändern und was dies für unser gemeinsames Streben nach Netto-Null und einer nachhaltigeren Zukunft bedeutet.

Wie können wir die Anpassung beschleunigen?

Einig sind sich die meisten über das Grundprinzip, wie der globale Nettonullpunkt interpretiert werden sollte. Im Wesentlichen reduzieren wir die Emissionen Jahr für Jahr und erhöhen gleichzeitig den Emissionsabbau, bis wir einen Punkt erreichen, etwas im Jahr 2050, an dem die Menge der emittierten Emissionen der Menge der abgebauten Emissionen entspricht. Eine Beispieldarstellung dafür finden Sie in Grafik 1.

Auf globaler Ebene ist das in Ordnung, aber viele Organisationen und Städte, die sich zum Ziel gesetzt haben, schon vor 2050 (vor den globalen Vereinbarungen) ihr Netto-Null zu erreichen, neigen zu Dekarbonisierungsplänen, die Netto-Null einfach als Vorverlegung des Datums interpretieren, an dem die Gesamtemissionen ihrer Organisation ausgeglichen sein werden. Eine Beispieldarstellung finden Sie in Grafik 2.

Doch die in der Konsultation dargestellte Arbeitsdefinition von SBTi scheint ganz anders zu sein. Sie zieht nicht nur das Datum für die Kompensation vor, sondern auch das Niveau der Kohlenstoffreduzierung bis 2050. Dadurch werden die Bemühungen der Unternehmen stark darauf ausgerichtet, Emissionen von vornherein zu vermeiden, bevor sie Aktivitäten zu ihrer „Neutralisierung“ angehen. In Grafik 3 sehen Sie eine visuelle Darstellung.

Netto-Null wird erst erreicht, wenn eine „tiefe Dekarbonisierung“ erreicht wird.

Die Idee, den Umfang der Kohlenstoffreduzierung vorzuziehen, wird in der Konsultation erläutert. Die SBTi gibt dazu folgende Beispiele:

  1. Wenn sich die durchschnittliche globale Emissionsintensität der Stahlproduktion bei 0,13 tCO2/Tonne stabilisieren muss, um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, müsste ein Unternehmen im Rahmen der Konvergenz der Energieintensität die Emissionsintensität seiner Stahlproduktion ebenfalls auf 0,13 tCO2/Tonne reduzieren, um Netto-Null zu erreichen.
  2. Wenn die globalen Bruttoemissionen um 90 % reduziert werden müssen, um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, müsste ein Unternehmen im Rahmen der absoluten Kontraktion seine Emissionen ebenfalls um 90 % reduzieren (und die verbleibenden Emissionen neutralisieren), um Netto-Null zu erreichen.

In einem Webinar zeigte Emma Watson, leitende Direktorin für Netto-Null bei SBTi, Folien, die dies bestätigten, und sagte:

„Bei der tiefen Dekarbonisierung geht es darum, dass ein Unternehmen seine Emissionen so weit wie möglich reduziert, so dass nur noch die sogenannten Restemissionen verbleiben... Das heißt, dass ein Unternehmen gemäß unseres Konzepts erst dann Netto-Null ausrufen kann, wenn es diesen Punkt der tiefen Dekarbonisierung erreicht hat... Das Netto-Null-Ziel ist der Endpunkt des Wegs eines Unternehmens zur Emissionsreduzierung und kein Übergangszustand, in dem es auf ein größeres Volumen an Kompensationen angewiesen ist.“

Die SBTi wird ihre Definition im Laufe des Jahres 2021 bestätigen und ihre endgültigen Kriterien für die Anerkennung von Zielen sollen 2022 veröffentlicht werden. Ihr tatsächlicher endgültiger Ansatz könnte also noch von ihren aktuellen Interpretationen abweichen. Wenn dieser Ansatz jedoch in seiner reinsten und einfachsten Form angewandt wird, hat eine Organisation mit einer Ausgangsbasis von 2020 und einem Ziel von 2040 statt 2050 33 % weniger Zeit und muss daher ihre Emissionen 33 % schneller reduzieren.

Beim Lesen dieses Artikels denken Sie vielleicht, dass Ihr Unternehmen zum Glück den Anspruch erhoben hat, „klimaneutral“ und nicht „netto null“ zu sein, so dass Sie Ihre Strategie nicht neu überdenken müssen. Die SBTi verwendet jedoch auch den Begriff „neutralisieren“ als Teil ihrer Netto-Null-Definition. Wenn sich deren Sprache durchsetzt, würden sowohl die in Grafik 2 dargestellten „CO2-neutralen“ als auch die „Netto-Null“-Ansprüche im Sinne der SBTi wahrscheinlich als „CO2-kompensiert“ eingestuft werden. Das bedeutet, dass die Bezeichnung CO2-kompensiert zum Tragenkommt, wenn ein Unternehmen seine Emissionen zu einem Zeitpunkt ausgleicht oder neutralisiert, der vor dem Zeitpunkt liegt, an dem es seine CO2-Reduktion maximiert hat. Dies gilt unabhängig von der Art oder Qualität der Kompensationen, da das Unternehmen noch nicht am Ziel der Senkung seiner CO2-Emissionen angelangt ist.

Es werden nicht genügend Emissionsausgleiche zur Verfügung stehen

Doch müssen wir darauf hinweisen, dass die SBTi nicht der Eigentümer der Definition von „Netto-Null“ ist und dass die allgemein verwendete Definition weiterhin vorherrschen wird, da sie eindeutig eine große Unterstützung erfährt. Die SBTi hat jedoch einen großen Einfluss in diesem Bereich und - vielleicht noch wichtiger - die allgemein verwendete Definition ist fehlerhaft, wenn sie auf globale Ebene extrapoliert wird. Wenn alle Unternehmen auf der Welt bis 2035 netto null Emissionen erreichen wollten und dazu alle ihre Emissionen zum Erreichen des 1,5 °C-Ziels mit einer wissenschaftlich fundierten Rate (SBT) von 4,2 % jährlicher CO2-Reduktion verringern würden, gäbe es 2035 nicht genug Emissionsausgleiche auf der Welt, um die Emissionen aller zu kompensieren. Siehe dazu Grafik 4 weiter unten. Die übliche Netto-Null-Definition funktioniert nicht auf globaler Ebene. Doch es ist eindeutig, dass die Herausforderung des Klimawandels nur auf globaler Ebene bewältigt werden kann.

Rasche, sinnvolle Reduktionen sind sinnvoller als Kompensationen

Die sich aus der Konsultation von SBTi ergebende Definition bietet Organisationen einen etwas anderen Fokus und Ansatz für Netto-Null. Die Auswirkungen werden weitreichend sein, aber wir empfehlen Organisationen und Städten gleichermaßen, sich auf folgende Punkte zu konzentrieren:

- eine quantifizierbare Methode zu finden, mit der sie nachweisen können, dass sie CO2-Reduktionen den Vorrang vor Kompensationen geben

- zu verstehen und genau abschätzen zu können, welche Restemissionen verbleiben, wenn ihre CO2-Reduktion maximiert wurde

- das Verständnis ihrer Restemissionen zu nutzen, um eine Vision des Ziels zu entwickeln, auf welches ihre Netto-Null-Roadmap hinläuft, um potenzielle Abweichungen von ihrem Weg zu vermeiden

- sicherzustellen, dass ihre Netto-Null-Strategien zukunftssicher sind. Die Entwicklung der Klimawissenschaft zeigt, dass sich die Veränderungen schneller statt langsamer einstellen werden. Dies muss in den Netto-Null-Strategien berücksichtigt werden

- ihre CO2-Reduzierung zu beschleunigen und ihre Ziele und Ambitionen von der Substanz ihres Aktionsplans bestimmen zu lassen und nicht andersherum

Ein tiefes Verständnis der Definition ermöglicht Aktionen mit echter Wirkung

Die Definition von Netto-Null ist wichtig, da sie die Grundlage für Tausende, wenn nicht Millionen von darauf beruhenden Maßnahmen bildet. In diesem Fall versucht die Definition, einen stärkeren Fokus auf die CO2-Reduzierung zu legen. Organisationen, die ein Netto-Null-Ziel von SBTi genehmigt bekommen möchten, sollten vielleicht ihr Netto-Null-Enddatum überdenken oder - noch besser - die Geschwindigkeit, mit der sie ihre Emissionen reduzieren.

Vergessen wir nicht die Rolle der Natur bei der Beseitigung von Emissionen

Mit Blick auf den Weltumwelttag im Juni und die Themen Wiederbeleben und Wiederherstellen wird klar, dass wir zur Schaffung einer Netto-Null-Welt gezwungen sind, neu zu erschaffen und neu zu erfinden. Es ist jedoch durchaus möglich, dass wir das CO2-Problem lösen, Billionen in die Energiewende investieren, es aber trotzdem nicht schaffen, die Natur, die Lebensräume und das Ökosystem wiederherzustellen sowie das derzeitige Artensterben rückgängig zu machen sondern es sogar noch verschlimmern. Damit wir das Beste aus den zum Erreichen von Netto-Null notwendigen gigantischen Anstrengungen herausholen können, müssen wir klug vorgehen und weiter denken als nur an das Kohlendioxid.

Im Rahmen der SBT-Initiative kommt der Natur eine größere Rolle bei der Lösung des Klimaproblems zu. Tatsächlich werden derzeit Leitlinien für die Entwicklung von wissenschaftsbasierten Zielen für die Natur erarbeitet. Wenn Organisationen Netto-Null-Emissionsziele anstreben, sollten sie sich um Lösungen bemühen, die Netto-Naturverluste vermeiden und zum globalen Netto-Naturpositiv-Ziel beitragen (Grafik 5 unten). Mit hochwertigen naturbasierten Lösungen (NbS) wie Baumpflanzungen und der Wiederherstellung von Torfmooren können Organisationen und Regierungen ihre Emissionen neutralisieren oder kompensieren und gleichzeitig einen größeren ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Nutzen erzielen. Die Natur sollte daher bei den Netto-Null-Strategien eine zentrale Rolle spielen, worauf wir in einem späteren Artikel näher eingehen werden.

A global Goal for Nature - in parallel to the UN Climate Convention's "net zero" emissions goal - would commit governments to be nature-positive by 2030 by taking urgent action to halt nature loss now.
Ramboll auf der COP26

Ramboll nimmt an der COP26 teil und teilt dort seine Erkenntnisse, um Regierungen und Unternehmen dabei zu unterstützen, Klimamaßnahmen zur Dekarbonisierung, Anpassung an den Klimawandel und zur Förderung eines nachhaltigen Wandels zu ergreifen.

Erfahren Sie mehr über die Teilnahme von Ramboll an der COP26 und den damit verbundenen Veranstaltungen in Glasgow, und finden Sie heraus, wo Sie Ramboll auf der COP26 treffen können.

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